Tägliches Archiv: 9. Juli 2014

29. Tag, Vevey – Montreux und zurück mit dem Zug

Donnerstag, 22.05.14, Stadtbummel

Ich beschließen am Morgen kurzfristig, heute doch noch nicht loszufahren. Das Wetter soll sich zum Mittag ändern. Gewitter sind angesagt. Außerdem ist Montreux sicher einen Besuch wert. Vielleicht bekomme ich ja dort einen Plan von meiner Veloroute 9. Den ich gestern, hier in Vevey, vergeblich gesucht habe. Ich fahre mit der Bahn.
Montreux ist eine schicke, mondäne Stadt. Manchmal stören diese mißglückten Neubauten ein wenig, die passen nicht so ganz ins Bild. Breite, gepflegte Uferpromenade. Ich schlendere entlang, trinke Kaffee … und wen treffe ich dort? Freddy Mercury, zumindest eine Statue von ihm. Er verbrachte hier seine letzten Lebensjahre. Auch sonst hat die Stadt viel mit Musik zu tun, zur Zeit läuft das alljährliche Jazzfestival. Im Juni ist ein Klassikfest. Der Eurovisionscontest fand hier wohl auch schon zweimal statt.
Ein halber Tag reicht, so groß ist die Stadt nicht. Es ist auch alles ganz schön teuer. Ich finde tatsächlich den einzigen Buchladen der Stadt und es gibt genau ein einziges Exemplar des Radtourführers Veloroute 9. Das ist doch Glück! Und ein richtiges Schnäppchen, 25 € für ein 30-seitige Broschüre, die auch nur in französische ist. Egal, ich brauche das Ding, schon weil ich das einzige Exemplar, gefunden zu haben scheine.
Ich kann nicht widerstehen und kaufe mir ein echtes Schweizer Taschenmesser. Die sind schon gut und offensichtlich auch preiswerter, als bei uns. Ich muss mich nur noch daran gewöhnen, dass ich wieder auf deutsch verstanden werde. Alle sprechen zwar französische, aber die meisten verstehen und sprechen auch deutsch. Ich verfalle manchmal noch in dieses englisch-mit-meinen-3-französischen-Vokabeln-Gebärdensprachen-Konglomerat. Ich breche mir fast die Zunge und alle sehen mich verständnislos an und antworten dann immer im ganz normalem Deutsch.

28. Tag, Genf – Vevey

Mittwoch, 21.05.14, 66 km

Gestern auf meinem Campingplatz war auch ein kleines Restaurant. Nichts Besonderes, war auch nicht so teuer, Spargelgericht 12 Euro. Aber abends ging es los, die reinste Automobilmesse auf dem kleinen Parkplatz, breiter, schneller, höher. Nichts unter 50 000 €. Und ich mit meiner Waschtasche, Jogginghose und auf Badelatschen musste da immer durch. Kam mir so arm vor. Haben die hier alle so viel Kohle oder muss man es hier nur zumindest so aussehen lassen? Kommt ein Krawumm-BMW mit 1 m Einstiegshöhe, hält vor der Schranke, die Gattin muss aussteigen und die Schranke hochwuchten, das war eine mit einem Gewicht aussen dran. Sie hat sichtbar Mühe, das zu schaffen. Der Gatte bleibt gelassen drin sitzen und hält das Lenkrad fest. Muss man ja bewachen so ein Lenkrad. Lenkraddiebstahl ist ja die zweithäufigste Straftat in der Schweiz, weiss man ja. Na ja.
Heute fahre ich den Genfer See entlang. Ich muss nach Vevey, kurz vor Montrieux. Hier startet meine Tour in die Berge. Es gibt mal keine nennenswerten Steigungen. Auch ein Radweg ist vorhanden. Rechts der See, darüber die dicken Awesen hinter dicken Mauern, linke Seite die Weinhänge. Die Alpen kommen immer näher. Oh, da will ich hoch?
In Lausanne mache ich Mittag und bin schon um 3 in Vevey. Schöner Platz, wieder direkt am See.
Ich fahre noch in die Stadt, zum Einkaufen.
Verluste des Tages: Meine Sonnenbrille, einfach zerbrochen, in der Mitte durch. Das teure italienische Designerstück. Auch nur Mist.