Peloponnes – Venedig – Alpen 2015

Rund um die griechische Insel Peloponnes, auch mal quer durch und zurück ging’s über die Alpen.

18. Tag, Koroni – Gialova (8 km hinter Pilos), 50 km

Mittwoch, 29.04.15

Heute durchqueren wir die letzte Halbinsel auf unserem Weg. Es geht noch einmal 13 km lang bergan. Das schreckt mich jetzt auch nicht mehr so, wie noch in den ersten Tagen. Der Hintern schmerzt auch nicht mehr ganz so. Was soll’s, immer weiter geht’s, so ist das eben bei uns Globetrottern. ;^)

Auf dem Scheitelpunkt der langen Steigung bedroht uns, schon von Weitem immer wieder zu sehen, eine dicke, dunkle Regenwolke. Hmmh? Bewegt sich auch nicht weg……… Aber am Ende lässt sie uns dann doch trocken den Gipfel passieren. Auch die Wolken sind hier eben gastfreundlich.

Abfahrt nach Methoni. Es wird wieder wärmer. Wir erreichen die Westküste unserer Insel und das erste Wunder heute geschieht: Es geht ein paar Kilometer geradeaus?! Ohne Steigung oder Gefälle. Nur der Wind weht uns kräftig entgegen. Egal, wir genießen es.

Ein wirklich schicken Zeltplatz haben wir heute. Mit direkt angeschlossenem Privatstrand. 10 m bis zum Meer. Toll! Wenn das Wasser nur etwas wärmer wäre. Bis zu den Knien traue ich mich immerhin hinein.

Tatort Supermarkt, zweites Wunder: Frau mit vollem Tragekorb guckt auf meinen Korb mit 4 Sachen drin und besteht darauf, dass ich vor gehe. Sie bleibt hartnäckig, meine Verzichtserklärung beeindruckt sie nicht. Unglaublich? In Deutschland wollte mich mal eine fast verklagen, weil ich die Einkaufsbegrenzungslatte nicht aufs Band gelegt hatte.

Es gibt natürlich auch bei uns zu Hause freundliche Menschen.

Kalispera!

17. Tag, Koroni, Ruhetag

Dienstag, 28.04.15

Frühstück im Restaurant, mit Blick auf’s Meer. Zeitung ausgelesen. Dann in die Stadt und die Burg besichtigt. Abhängen im Cafe. Es wird schnell zu heiß, um weiter rumzulatschen. Uns fehlt eben der Fahrtwind. 😀

Nachmittags am Pool. Hörbuch hören…. Meer gucken. Mehr ist nicht drin. Ruhetag eben.

 

16. Tag, Petalidi – Koroni, 27 km

Montag, 27.04.15

Gestern habe ich noch bis zum Dunkelwerden am Meer gesessen. Man kann jetzt lange abends draussen sitzen, wird nicht mehr kalt. Und nachts, im Schlafsack, hört man tatsächlich das Meer rauschen. Uih! Wenn dieser Köter bloß nicht immer kläffen würde. Wann schläft der denn eigentlich mal?

Wie verabredet fahren wir heute nur bis Koroni. Es geht auch hier teilweise wieder bergauf. Kennen wir ja schon. Das Wort „Ebene“ gibt es im Griechischen nicht. Weil es einfach nicht gebraucht wird.

Egal, ist doch ein Klacks heute. Mittags sind wir auf unserem Campingplatz, sehr hübsch, mit Pool und Ausblick. Morgen gehen wir in die Stadt, heute erstmal Sonnenliege.

Übrigens, ich habe es tatsächlich getan: Ich war schwimmen in diesem herrlich blauschimmerndem, doch noch sehr frischem Swimmingpoolwasser.

 

15. Tag, Stoupa – Petalidi,  68 km

Sonntag, 26.04.15

Heute noch mal richtig Anstrengung. Montag fahren wir nur den halben Tag bis Koroni und machen dort Dienstag einen Ruhetag. Das brauchen wir jetzt mal langsam.

Fast bis Kalamata geht es erstmal wieder aufwärts durch Serpentinien. Wer runterfährt muss eben auch wieder hoch.

Es sind 33 °, die Sonne brennt ganz schön und dazu diese Anstrengung. Gegen Mittag die ersten Halluzinationen: Dieses laute Brummen immerwieder …. Ist das der ersehnte Hubschrauber, der mich endlich zum Gipfel bringt? ….. Mache Pause und trinke was und stelle fest: Iiiih! Es sind Horden von dicken schwarz schwarzen Käfern, die sich um die Hinterlassenschaften der Ziegen streiten. Oh, bloß schnell weg hier!

Wir durchfahren immer mal ein paar winzige Bergdörfer. In jedem Dorf gibt es aber mindestens 3 Cafes und 2 Tavernen. Da sitzen immer, ich glaub‘ fast alle Einheimischen, reden über drei Tische miteinander und wenn man freundlich nickt, wird man auch gleich gegrüßt. Mit Fahrrad ist man hier wohl auch ein besonderer Tourist. So häufig sind die hier wohl nicht.

In Kalamata tobt das Leben. Die Strandpromenade ist voll. Alle wollen an die Sonne. Und wir treffen auf den ersten Radweg, seit wir hier auf den Peloponnes sind. Den benutzen wir natürlich, die ganzen 500 m lang.

Die Strecke bis zu unserem Platz zieht sich noch ganz schön hin. Aber wir schaffen es. Ein abgelegener Platz, ohne diese riesigen Wohnmobilpanzer. Schön isse’s!

Heute gibt es, auf meinem Kocher, gebratenen Nudeln mit …? Knoblauch immer, ohne nimmer. 🙂 Hier riecht es eben niemand. Bin ja den halben Tag am Hecheln, da atmet sich das eben weg.

Καli orexci, Guten Appetit. Man lernt ja dazu. 🙂

14. Tag, Gythion – Stoupa,  61 km

Samstag, 25.04.15

Es geht quer duch die Halbinsel Mani, an die westliche Küste, Areopoli. Die Strecke ist irgendwie unspektakulär. Unbewaldete, trockene Berge, ein paar Büsche hier und da. Das ändert sich aber als wir wieder am Meer ankommen. Herrlich! Wie schaffen die es, dass das Meer so blau ist. Diese kleinen Orte an den Hängen, über dem Meer. Schick!

Es gibt hier diese Wehrtürme. Manchmal bis zu 20 m hoch, umgeben von einigen Wohnbauten. Das war wohl notwendig in dieser Zeit, man traute sich gegenseitig nicht, es herrschte das Gesetz der Blutrache.

Sogar Piraten gab es hier bis ins 19. Jahrhundert.

War was los damals. Heute ist es wesentlich ruhiger.

Wir haben ein ungutes Gefühl als wir die lange, lange und steile Abfahrt nach Areopoli runterfahren. Sind zwar tolle Ausblicke, aber wir wissen, dass wir auf der anderen Seite ebenso wieder hoch müssen.

Nach diesem Anstieg bewegen wir uns grösstenteils auf einer Hochebene. Aber es bleibt wellig und der Trend geht aufwärts.

In Stoupa wieder runter auf Meereshöhe und unser Campingplatz hat auch geöffnet. Erst hieß es er macht erst im Mai auf.

Wir sind glücklich, irgendwie sind wir ganz schön geschafft. Diese Steilwandetappe von vorgestern steckt uns noch in den Gliedern.

Puuh. Aber jetzt: Griechischer Wein ….. schenk noch mal ein! Relaxen. Es gibt allerorts den preiswerten, aber sehr guten lokalen Wein und den lassen wir uns guttun.

Jamas!

13. Tag, Kosmas –  Gythion, 60 km

Freitag, 24.04.15

Auf geht’s! Schussfahrt nach Skala. Wieder runter ans Meer, ins Warme. Wir starten ziemlich früh, vor 9:00 Uhr. Wir müssen ja kein Zelt abbauen und nichts großartig verpacken.

Nach kurzem Anstieg geht es gleich steil bergab und das wird die nächste Stunde auch so bleiben. Es sind 9 Grad in Wirklichkeit, aber durch den schneidenden Fahrtwind werden es gefühlte -7 Grad. Es treibt mir die Tränen ins Gesicht. Ich habe alles angezogen, was ich habe und ich friere wie verrückt. Nur schnell tiefer kommen.

Endlich inSkala angekommen, haben wir auch wieder unsere 25 – 28°. Ist das schön, nach der Kälte.

Muss ich Euch erzählen: Ich stehe mit meinem Rad am Strassenrand, warte auf Siggi, kommt ein Auto vorbei, hält an, fährt zu mir zurück, fragt woher ich komme, ich antworte brav, fährt wieder los und ich stehe da mit neuen Orangen im Arm?!

Die sind doch, sehr gastfreundlich, diese Griechen. Ich glaub‘ ich mag sie.

Wir zelten heute wieder am Meer, mitten in einer Gänseblümchenwiese. Wiesen sind auf den Campingplätzen eher die Ausnahme, meist ist der Untergrund eher sehr steinig und hart. Gut, dass der Zeltboden was ab kann und ich diese stabileren Heringe gekauft hatte. Die normalen wären schon lange rund und krumm. So jetzt Entspannung.

Kalispera!

12. Tag, Leonidio – Kosmas, 34 km

Donnerstag, 23.04.15

Hat mir doch die Katze heute Nacht meine Vorratstüte aufgerissen und eine Wurst geklaut! War auch unvorsichtig von mir, die Tüte draußen zu lassen.

Heute geht es wieder Richtung Landesinneres, ab in die Berge, mit anderen Worten. Eine wundervolle Strecke. Erst das Tal entlang und dann die Berghänge serpentinentechnisch immer hinauf. Wir wussten ja was auf uns zukommt. Es sind nur wenige Autos unterwegs. Manche hupen freundlich und winken. Andere gucken uns nur erstaunt an. Die Hiegen haben Angst vor uns.

Man muss sich wohl damit abfinden, dass es nur langsam voran geht. Statt 20, eben nur 6-7 Stundenkilometer. Bloss nicht schieben, dass ist eher noch anstrengender.

Immer wieder tolle Ausblicke hinab auf das Flusstal. Da sieht man mal was man schon so geschafft hat. Überall wachsen interessante Pflanzen für meinen Steingarten zu Hause. Schade, dass ich keine mitnehmen kann.

Die Steigungen wollen einfach kein Ende nehmen. So langsam reicht es. Die Temperatur ist von 25 auf 10 Grad gefallen. Wir erreichen das Bergdorf mit Namen Kosmas nach über 4 Stunden. Hier bleiben wir die Nacht und nehmen uns ein Zimmer. Die lange Abfahrt nach Sparka heben wir uns für morgen auf. Wir sind jetzt auf 1122 m Höhe und haben heute insgesamt 1300 Höhenmeter zurückgelegt. Mann, Mann!

Bin geschafft. Gucke nur noch im Fernsehen griechisches Parlamentsfernsehen. Da ist was los. Die schreien sich an, beschimpfen sich, gestikulieren wie wild. Unterhaltend. Genau das, was ein müder Fahrradfahrer jetzt braucht. ;^)

11. Tag, Astros – Leonidio, 58 km

Mittwoch, 22.04.15

Die nächste Herausforderung: Es regnet am Morgen, erst niesel, dann doller und will nicht aufhören. Hmmh, etwas Wasser ins Gesicht und dann erstmal Frühstück und vor allem Kaffee. Dann müssen wir wohl abwarten.

In der Zeit kann ich noch etwas Wichtiges erledigen und zwar den dämlichen Hahn umlegen, der hier die halbe Nacht gekräht hat. Furchtbar, bin immer wieder wach geworden.

Der Hahn überlebt am Ende nur, weil die Sonne wieder rauskommt und wir unsere Sachen zusammenpacken und los können. Noch mal Glück gehabt.  😉

Mach ich’s kurz. Diese Küstenstrassen haben es einfach in sich. Es sind dann doch 950 m hoch und ca. 840 bergab. Dafür ist es aber eine kaum befahrene Strasse und hier wird die Gegend so richtig peloponnes. Alles in blau, grün und weiß. Kleine Ortschaften, hübsch anzusehen, wenn sie so in den Berghang gebaut wurden. Immer wieder wird der Blick frei nach unten auf das azurblaue Meer. Gucke!

Aber ist schon anstrengend. Muss abends die Jodsalbe für den Hintern verwenden (Gisi sei dank, dass ich die überhaupt dabei habe.) Hoffentlich ist das auch richtig so, nicht, dass es schlimmer wird.

Unterwegs werden wir oft gefragt woher wir kommen, wohin es geht. Es ist bisher noch niemand zusammengezuckt, wenn wir sagen, dass wir aus Germany kommen. Alle sind immer freundlich zu uns. Wenn wir irgendwo anhalten und verstört in unsere Karte gucken, kommt meistens jemand und fragt, ob er uns helfen kannn. Es hängen auch keine brennenden Merkel-Puppen an den Laternen. Wir fühlen uns wohl.

So, jetzt habe ich keine Zeit mehr, habe beschlossen nach 6 Tourentagen mal mein T-Shirt zu waschen. Oder lieber nicht, bringt vielleicht Unglück?  😉

10. Tag, Epidavros – Astros, 68 km

Dienstag, 21.04.15

Gott sind die lecker, diese Apfelsinen, süss und saftig, keine Kerne. Allerdings helfen sie auch nicht über dieses Müdigkeitsgefühl hinweg. War doch ganz schön viel gestern.

Wir haben uns gestern noch entschlossen, nicht diesen Südostzipfel noch zu umfahren, weil man dort auch nicht mehr an der Küste weiterfahren kann. Man müsste über Kranidj ins Landesinnere vorstossen. Also kürzen wir gleich etwas ab und fahren direkt nach Nafplio, durch die Berge natürlich. Da ist es wieder das schlimme Wort: Berge.

Wir werden freundlich von unseren Gastgebern verabschiedet und müssen noch jeder 6 bis 8 Orangen mitnehmen. Wer kann da wiedersprechen. Der zuständige Zeltplatzhund begleitet uns noch ca. 5 km, dann kann er nicht mehr und läuft nach Hause.

Und vor uns liegen diese Berge. Warum geht es eigentlich immer mehr bergab, als bergauf oder kommt mir das nur so vor. Gegen Mittag kommt endlich eine lange Abfahrt, wir erreichen Nafplio, eine grössere, quirlige Stadt und machen in einem Strassencafe erstmal Mittagspause.

Jetzt sind wir wieder am Meer. Der Straße ist das aber egal, sie bleibt wellig. Ein stetes auf und ab, bis wir um ca. 16:00 Uhr unser Tagesziel erreichen. Geschafft!

Die Campingplätze hier in Griechenland sind manchmal einfach gehalten, aber es ist alles vorhanden was man braucht. Sauber ist es immer, man wird freundlich empfangen und heisses Wasser, Strom und Internet (wenn vorhanden) sind immer inklusive.

9. Tag, Isthmia-Epidavros, 49 km

Montag, 20.04.15

Heute war unsere Bewährungsprobe. Es traf uns unvorbereitet. Die Strecke verlief nun nicht mehr direkt am Ufer, sondern zweigte ein wenig ins Landesinnere ab und das bedeutet ab in die Berge, juchhe!

Es ging 18 km stetig bergauf und wurde auch immer kühler. 14 km bergab, schön, aber kalt. Die restliche Strecke wechselte dann regelmäßig zwischen Steigung und Gefälle.

Puuh, muss man sich auch erst wieder dran gewöhnen. Dafür sind wir aber mit herrlichen Ausblicken und viel Natur belohnt worden. Ortschaften gab es kaum und der Autoverkehr war eher mässig.

Hier ist richtig Frühling. Die Obstbäume stehen in Blüte, Wiesen voll mit Blumen zugestellt, alles wundervoll grün und sogar die Orangenbäume blühen schon.

Aber nun müssen wir uns erstmal erholen von der Tour. Hier sind 3 Zeltplätze an einer Stelle. Wir nehmen den ersten. Damit wir auch bleiben bekommen wir gleich zwei Orangen in die Hand gedrückt. Dann soll’s so sein.