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10. Tag, Audierne – Pentrez, 80 km

Dienstag, 04.08.15

Am Straßenrand bzw. in den Gärten der Häuser blühen wunderschöne Hortensienbüsche. In der Ferne hört man manchmal die Brandung rauschen. Es geht die Klippen rauf und wieder runter. Wir kommen voran. „Paaschdt schoa.“ sagt Fritz und wir inzwischen auch schon. Das ist urbayrisch und bedeutet: „Gut ist.“. Es gibt aber auch: „Kruzzi Tirken!“ Das ist auch bayrisch, bedeutet aber das ganze Gegenteil. Wir lernen eben nicht nur französische Worte.

Wir waren heute an der westlichsten Stelle Frankreichs und eben auch dem westlichsten Punkt unserer Tour, am Pointe du Raz. Sind ganz schön vorwärts gekommen. Man spürt aber auch die Anstrengung in den Knochen. Heute gehen wir essen, keine Lust mehr zum Kochen.

9. Tag, Pointe de Penmarch – Audierne, 48 km

Montag, 03.08.15

Atlantiktaufe! Immer wieder haben wir drüber gesprochen, nun ist es vollbracht. Wir sind alle drei gestern noch in den Atlantischen Ozean gesprungen. Brrr, sehr kalt, ähnlich wie die Ostsee. Daher waren wir auch nur kurz drin. Aber immerhin!

Danach haben wir es uns gut gehen lassen. Die Küche blieb kalt und wir waren essen im Restaurant. Muscheln, mit Pommes Frites werden die hier genossen. Eine richtig große Portion, für 12 €. Dazu guten Weißwein, hinterher noch einen Calvados und noch mal Wein….. Am Ende doch ein bißchen viel von dem guten Wein, so wie ich mich heute fühle. Wäre gerne noch liegen geblieben …. aber es hilft nichts … Fritz ist schon halb acht wach und fit wie immer. Also, Go West ist unser Motto.

Heute ist der Himmel bedeckt. Den ersten Regenschauer sitzen wir im nächsten Cafe aus. Die anderen wettern wir mit unseren Regensachen ab.

Die Navigation ist heute sehr gut. Der GPX-Track beginnt. Tolle Erfindung dieses GPS.

Wir kommen jetzt an die Westseite der Bretagne. Hier ist die Küste schroffer. Kaum noch Sandstrände, viele Felsen und die Wellen scheinen auch irgendwie stärker zu sein. Es rauscht permanent.

Auf unserem heutigen Schlafplatz haben wir eine super Sicht auf den weiten, weiten Ozean….und auf der anderen Seite ist tatsächlich schon Amerika?!

8. Tag, Concarneau – Pointe de Penmarch, 59 km

Sonntag, 02.08.15

Nun ist es passiert. Nach etlichen Radtouren und vielen, vielen Kilometern: Man hat mich bestohlen.

Meine beiden Fronttaschen, die ich schon seit ca. 13 Jahren im Besitz habe, die meine ersten Fahrradtaschen waren, sind geklaut worden. Standen vor dem Zelt, nun sind sie weg. Zum Glück hatte ich sie schon weitgehend ausgeräumt gehabt. Alles andere was vor meinem Zelt lag, Kocher, Topf etc. ist noch da. Nur die Fahrradtaschen waren interessant.

Nebenan zelten Angler. Die ganze Ausrüstung, mehrere Angeln lagen alle draußen und liegen immer noch da?! Nur bei mir fehlt was: Meine ganze Verpflegung, Pfanne, Windschutz für den Kocher und eine Ersatzgaspratone waren, als Wichtigstes in den Taschen….weg. Meine kleine Solarzelle hatte ich im Gras vergessen… liegt noch da. Da war wohl ein Fahrradtaschensammler unterwegs. Du sollst verflucht sein und ich wünsche Dir, dass Du immer, mit meinen Taschen, durch dicke Pfützen fahren mußt. Die waren nämlich unten schon undicht, dann kommt wenigsten das ganze Wasser rein. Ende des Fluchs.

Ich verteile die Reste nun auf die anderen Taschen. Geht ganz gut. Im Supermarkt kaufe ich erstmal Kaffee, Zucker, Tütensuppe, natürlich Knoblauch und eine neue Salami. Reicht erstmal für heute und morgen früh.

Die Navigation bleibt weiter schwierig. Wir bleiben aber, zur Sicherheit, weitestgehend auf den größeren Straßen.

Der Wind weht uns ganz schön kräftig entgegen. Die Sonne brennt. Wir machen Pause in Benodet.

Mit unserer Tagesleistung sind wir aber zufrieden. Ist eben doch keine leichte Srecke. Die Hügel werden auch nicht weniger.  Egal, wir sind schon am südwestlichsten Punkt der Reise.

7. Tag, Moelon-Sur-Mer – Concarneau, 54 km

Samstag, 01.08.15

Schwierig mit der Navigation. Unser GPX-Pfad beginnt erst hinter Quimper, weil wir ja ursprünglich von Lorient (wenn die Fähre von Belle Ile gefahren wäre) mit dem Zug bis Quimper fahren wollten.

Unser Ziel ist möglichst nahe am Ufer zu fahren. Aber diese kleinen Wege sind schwer zu finden und enden manchmal auch abrupt im Niemandsland. Also runter Richtung Meer, geht nicht weiter, wieder hoch, doch falsch, oh! Irgendwann landen wir dann doch wieder auf der Hauptstrasse. Egal weiter. Erst am Pointe de Trevignon blicken wir wieder auf unseren schönen blauen Atlantik. Denn diesmal ist das Meer auch zu Hause und es ist nicht, wie sonst immer, gerade Ebbe.

Übermorgen müßten wir auf den GPX-Track stoßen. Dann wird es einfacher.

Ich bin auf dem Campingplatz dann doch etwas geschafft. Es war schon ganz schön Wind von vorne, auch diese häufigen Anstiege gehen an die Kräfte. Aber nun ist gut. Wir gehen noch an den Strand und ruhen uns aus.

Heute gibt es gebratene Nudeln mit Meeresfrüchten. Frisch zubereitet auf meinem Campingkocher. Hmmmh!  🙂

6. Tag, St-Pierre-Quiberon – Moelan-Sur-Mer, 67 km

Freitag, 31.07.15

In der Nacht war es ganz schön stürmisch. Der Wind hat am Zelt rumgezottelt, konnte aber nichts kaputt machen. Die Wäsche auf der Leine ist auch nicht weggeflogen, das war eigentlich meine größte Befürchtung. Alles gut, nur die Sonne muß noch etwas durchheizen.

Wir fahren nun doch nicht mit dem Zug. So weit ist es ja dann doch nicht und von Zügen haben wir eigentlich auch die Nase voll. Um Strecke zu machen geht es dann aber auch ziemlich gerade entlang, nicht mehr die Küste ausfahren, sondern direkt, das heißt entlang der Landstraßen mit mäßigem bis starkem Autoverkehr. Aber wir wollen ja die Zeit wieder gutmachen und unseren geografischen Rückstand aufholen.

Auf direktem Weg nach Port-Louis, mit der Fähre rüber nach Lorient, kurze Pause in der Innenstadt, weiter nach Guidel… Clohars-Carnoet und schließlich nach Moelan-Sur-Mer.

Toller Campinplatz, nur 4 € pro Person? Ob die Rezeptionistin sich verrechnet hat. Sie blieb bei dem Preis, auch beim Nachfragen.

Morgen geht es wieder an die Küste.

Carnac – St-Pierre-Quiberon, über Port Maria-Quiberon, 55 km

Donnerstag, 30.07.15

Wir fahren ziemlich direkt an der Küste entlang. Das Wetter meint es gut mit uns. Es ist trocken, Sonne im Wechsel mit Wolken, ca. 22 bis 25 Grad. Gut zum Fahrradfahren. Die Strecke ist nicht ganz eben, hin und wieder sind doch ein paar Hügel zu überwinden. Aber nicht vergleichbar mit den Anstiegen z.B. auf Peloponnes.

Wir fahren auf die Halbinsel Quiberon. An der felsigen, schroffen Westküste geht es bis ans südliche Ende, Port Maria. Von hier wollten wir mit der Fähre auf die wunderschöne Insel, wie der Name schon sagt, Belle Ile übersetzen, diese umrunden und am nächsten Tag mit dem Schiff nach Lorient schippern. Aber es kommt mal wieder alles ganz anders: Die Linie nach Lorient gibt es schon lange nicht mehr, obwohl sie auf unserer Karte noch eingezeichnet ist. Hmmh?! Was nun? Wie kommen wir dann wieder zurück, nochmal dieselbe Strecke?

Wir beraten im nächsten Cafe und beschließen schließlich bis St-Pierre auf Quiberon zu fahren und dort erst einmal auf dem Campingplatz zu übernachten. Dann fahren wir eben am nächsten Tag mit dem Zug nach Lorient. Flexibel ist unser zweiter Vorname.

Die Tour ist trotzdem toll und schöne Ecken gibt es auch entlang der restlichen, sehr langen, bretonischen Küste.

Vannes – Carnac, 45 km

Mittwoch, 29.7.15

Die Nacht war kalt. Morgens sind es 7 Grad. Brrh, war garnicht so geplant. (Vorweg gesagt: Es wird am Tag aber immer wärmer und abends scheint die Sonne. Nur der Wind weht stetig.)

Wir fahren los. Es riecht nach Meer. Wir sind noch nicht am offenen Atlantik, umfahren erst ein Stück den Golfe du Morbihan. Zweimal fahren wir mit kleinen Fähren. Erstaunlich, wie unsere schweren Räder doch jedesmal noch Platz finden. In Arzon setzen wir nach Locmariaquer über. Und hier ist er nun wirklich, der Atlantische Ozean. Den sehe ich das erste Mal. Toll!

Die Häuser sind hübsch. Sie haben alle einen ähnlichen Stil. Gaben im Dach sind sehr beliebt und die vorherrschende Farbe ist blau.

Wir übernachten auf einem Platz am Strand. Der ist allerdings sündhaft teuer. Ist eben Hauptsaison und viele Leute zieht es hierher.

Berlin-Straßburg-Paris-Vannes, 1. – 3. Tag

Berlin, Zentraler Omnibusbahnhof, Sonntag, 26.07.15, 9:25 Uhr

Wetter windig und kühl, Anspannung groß….Eine neue Fahrradtour startet  heute. Das Zielgebiet liegt ein gutes Stück weg, dort wo Europa auf den Atlantischen Ozean trifft… Die Bretagne, im Westen Frankreichs.

Ich treffe Detlef, einen von uns Dreien, schon am ZOB. Gemeinsam fahren wir 12 Stundenlang im Postbus bis nach Straßburg. Dort holt uns Fritz (das ist sein Spitzname, in Wahrheit heisst er eigentlich Friedrich und kommt aus dem schönen Bayern, genauer aus Landshut. Detlef ist Berliner, wie ich und hat keinen Spitznamen  🙂 ) vom Busbahnhof ab. Lange bleiben wir nicht mehr wach. Es ist schon 23:00 Uhr, wir sind müde, ein Bier muss aber noch sein, schließlich müssen wir ja noch die neuesten Neuigkeiten austauschen.

Mit Fritz war ich schon im Baltikum, in Dänemark und auf Usedom mit dem Rad unterwegs. Mit beiden zusammen ging es letztes Jahr ein Stück auf dem ehemaligem Grenzstreifen zwischen Thüringen und Bayern entlang.

Am Montag sehen wir uns noch Straßburg an, bevor wir Dienstag, sehr früh, in den Zug nach Paris und dann weiter nach Vannes steigen.

In Paris fahren wir quer durch die Stadt. Vom Bahnhof Est zum Bahnhof Montparnasse. Die Beiden fahren einen Zug früher, zusammen gab es keine Plätze für die 3 Fahrräder. Ich habe noch ca. 3 Stunden Zeit. Für ganz Paris reicht das nicht, das schaffen nur Japaner.

Ich besichtige zumindest Notre Dame und relaxe im Park Luxembourg. Dann muss ich auch schon wieder los.

Mein Gepäck mußte ich leider die ganze Zeit mitschleppen. Am Bahnhof vor den Schließfächern mußte man einen Metalldetektor, wie an einem Flughafen passieren. Das Fahrrad hätte nicht durchgepasst und meine Gaskartuschen für den Kocher wären soundso sofort als besonders gefährliche Bomben enttarnt worden.

Sonst geht alles gut.Bekomme den Zug und komme auch abends in Vannes pünktlich an. Treffe die anderen auf dem Zeltplatz. Morgen startet endlich die Radtour, Schluß mit der langen Anreise.

 

31. Tag, Sterzing – Innsbruck, 53 km

Dienstag, 12.05.15, Brennerpass 1370 Höhenmeter

Das Wetter verspricht bestens zu werden. Wir starten gerade noch rechtzeitig, denn für morgen sind schon Gewitter angesagt.

Siggi fährt schon früh um 07:00 Uhr los. Er will gleich, wenn er in Insbruck ankommt, heute noch mit dem Zug nach Hause fahren. Ich hingegen werde erst einen sehr frühen Bus am Donnerstag nehmen , sonst würde ich nachts in Berlin ankommen. Das möchte ich dann auch nicht. Ausserdem, die Idee die lange Reise in Innsbruck etwas ausklingen zu lassen, gefällt mir auch besser.

Wir verabschieden uns und wünschen uns noch gegenseitig noch viel Glück. Wir werden ja noch voneinander hören.

Die ersten 17 km geht es bergauf. Es sind manchmal ganz schöne Steigungen dabei. Geht nicht gerade gemächlich bergan und irgendwie steckt mir auch noch der gestrige Tag in den Knochen. Der Radweg ist nach ca. 6 km für den Rest der Strecke gesperrt, wird repariert. Dann eben auf die Strasse, die ist, glücklicherweise, nicht so stark befahren, bis auf dutzende von Motorrädern, die nur so an mir vorbeibrausen. Die brauchen ja nicht ganz so viel Platz.

Nach zwei Stunden ist es geschafft, ich stehe oben auf dem Brennerpass! Hurra! Aber eher unspektakulär, kein Empfangskomitee, keine Blaskapelle, nicht mal eine Postkarte vom Brenner bekomme ich hier. Nur lauter Sport- und Designerläden. Hmmh?! Trinke einen Kaffee und mache mich an die lange Abfahrt.

Es geht tatsächlich 35 km nur bergab. Toll! Am Anfang ist es noch kühl, je tiefer ich kommen, desto heisser wird es. In Innsbruck sind es dann wieder über 30 ° Grad.

Geschafft! Nennt mich ab jetzt: Alpenüberquerer! 🙂

Ich fahre auf meinen Campingplatz, die hier alle übrigens sehr teuer sind, gehe noch einkaufen…entspanne. Morgen werde ich mir noch die Stadt ansehen, wenn ich schon mal hier bin.

An alle, die so lange mitgelesen haben, meinen herzlichsten Dank! War eine tolle Tour, wieder viele Eindrücke gesammelte, entfernte kaum bekannte Länder bereist, aber nun reicht es erst einmal. Wird Zeit, dass ich mal wieder nach Hause komme. Vor allem möchte ich meine Moni endlich wieder in die Arme nehmen können. Ob sie mir wohl verzeiht, dass ich so lange weg war. So lieb, wie sie ist, macht sie das bestimmt.  🙂

Innsbruck:

Ende.

30. Tag, Sant Lorenzen – Sterzing, 56 km

Montag, 11.05.15, fast auf 1200 Metern Höhe

Am Morgen sind es diesmal 4° Grad, obwohl wir nur auf ca. 800 m sind. Die Nächte sind eben noch kalt, Anfang Mai. Aber mit steigendem Sonnenstand wird es auch schnell wärmer und fast heiß. Jetzt, wo ich hier gerade sitze und schreibe sind es im Schatten bereits 26° Grad.

Keine alte Bahnstrecke mehr. Wir fahren diesmal auf einem extra angelegten Radweg weiter durchs Tal. Dieser schlängelt sich links und rechts die Hänge entlang. In der Mitte ist die Autobahn und die Bahnstrecke. Aber dieses sich die Hänge-hoch-und-runter arbeiten bedeutet ein ständiges bergauf und bergab. Mit Steigungen von oft 10 – 12 %. Das ist schon heftig und kostet viel Kraft.

Entgegen kommen uns auch wieder nur Mountainbikefahrer. Manchmal gucken sie ein bisschen vergnatzt. Ich glaube es liegt daran (oder möchte es gerne glauben), wenn solche Reiseradfahrer mit Gepäck die Strecke bewältigen, wie kann man dann noch als Mountainbiker diesen Trail als harte, blutige Outdoorpiste verkaufen, die man unter Entbehrungen abgekurbelt hat. Nee? 🙂 Etwas Stolz nach getaner Arbeit ist doch erlaubt.

Hier kann ich, zum Glück, in Ruhe pullern, denn ich habe ja keinen Hund dabei. 2015051114440500

Wir erreichen unser Basislager zur Alpenüberquerung gegen 14:30 Uhr. Reicht für heute. Morgen geht es über den Brenner auf die andere Seite, nach Österreich.