Archiv des Autor: joerg

34. Tag, Weesen – Walenstadt

34. Tag, Dienstag, 27.05.14, nur 16 km

Bisher hatte ich immer Glück mit dem Wetter. Es war wesentlich besser, als vorhergesagt. Aber das scheint vorbei zu sein. Es hat die ganze Nacht geregnet und es hört nicht mehr auf. Irgendwie muß ich ja weiter. Hier will ich auch nicht bleiben. Ist ja nichts hier außer See und Berge. Ich packe erstmals meine Sachen im Zelt zusammen, anstatt alles rauszuwerfen und dann einzupacken. Etwas fummelig, aber es gelingt.
Ich bin zwar ganz gut gegen Regen geschützt, aber es platscht einem doch immer ins Gesicht, die Hände werden kalt. Rette mich kurzzeitig in ein Cafe und lese dort den Wetterbericht in der Zeitung. Heute bleibt es regnerisch, am Nachmittag etwas weniger. Morgen größtenteils trocken.
In Walenstadt ist der letzte Zeltplatz vor dem Bodensee, laut meine Liste.
Also beschließe ich nicht wieder in die Schweizer Bahn zu investieren, sondern auf dem Campingplatz in Walstadt diesen Regentag auszusitzen. Kann mir ja die Stadt ansehen und Ansichtskarten schreiben.
Verluste des Tages: Der Rest der Brille.

33. Tag, Luzern – Weesen

Montag, 26.05.14, 90 km , 20 km Bahnfahrt von Zug nach Bibersbrugg

Aufgestanden! Nichts für Langschläfer hier. Der Mann mit dem Rasenmäher nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Hab‘ auch genug geschlafen. War ja schon um 9 im Bett.
Ja, heute habe ich auf meiner Karte keinen Zeltplatz in Reichweite. Ich kann nur einfach losfahren. Es gibt hier nicht so viele Campingplätze, dafür Millionen von Hotels. Naja, was soll der durchschnittliche Steuerhinterzieher sonst auch machen? Die Geldkoffer in das Vorzelt stellen? Da bietet sich wohl eher das Hotel an.
Ich fahre, hinter Luzern, entlang der Reuss. Es sind tatsächlich 40 km ohne eine nennenswerte Steigung. Das hatte ich während der ganzen Tour noch nicht. Dafür ist aber auch die Gegend langweilig. Autobahn, Industriegebiete und Wohnsilos. Es ist nicht überall schön in der Schweiz.
In Zug, am Zuger See, nehme ich auch denselben und fahre mit zweimal Umsteigen nach Biberbrugg. Treffe einen sächsischen Schaffner in Schweizer Uniform, der mir erklärt, dass ich die falsche Fahrkarte habe. Ich muss ausnahmsweise keine 90 Franken Strafe zahlen, dafür 20 Franken Servicegebühren. Aha, welcher Service? Ich habe meine Fahrkarte am Schalter gekauft. Der Schalterschweizer war sehr freundlich und hat mir diese Strecke rausgesucht und nun alles falsch? Wenn man sich nicht mal mehr auf die Schweizer Bahn verlassen kann …?!
Dafür geht es per Schußfahrt runter bis nach Pfäffikon. Rüber uber den Seedamm nach Rapperswil. Dieser Seedamm trennt den Zürichsee und den Obersee voneinander. Die Strecke bleibt eben. Wundervoll, kenne ich garnicht so. Es ist ja auch das Schweizer Voralpenland. Da gibt’s eben keine Alpen, hier herrscht eben Ordnung. Aber es kommt auch kein Zeltplatz. Ich kaufe alles zum Abendbrot ein und finde mich damit ab, bis zur Dämmerung zu fahren und dann ein Plätzchen zum Campen zu suchen. Habe ja alles dabei.
Und es geschieht ein Wunder. Hinter Weesen, am Ufer des Walensees, fahre ich auf einmal mitten durch einen Campingplatz. Es sind meist festinstallierte Caravananhänger, aber egal, ich bin gerettet. Es gibt auch 2 Waschhäuser, allerdings sind die Duschen gesperrt, wegen Umbaus. Es gibt aber warmes Wasser aus dem Hahn, genügt doch, bin ja bescheiden geworden. Man soll bei Abreise beim Platzwart bezahlen? Wo ist der denn? Ich bin fast alleine hier. Schwimme nackt im herrlichen Walensee.

32. Tag, Interlaken – Luzern

Sonntag, 25.05.14, 62 km, 21 km mit der Bahn.

Hier, nördlich über Interlaken, sind übrigens die drei 4000-er Gipfel: Mönch, Jungfrau und der Eiger. Eigernordwand, da gibt es viele Geschichten darüber.
Morgens um 08:00 Uhr ist der Trupp Chinesen, der die 4-Bettzimmer bewohnt, schon wieder im Lärmmodus. Gestern abend wurde noch lange zur Gitarrenmusik karaokt. Aber siehe da, alle sind schon wieder munter. Mit viel Gekreische wird der Frühstückstisch fotografiert. Dann alle amm Frühstückstisch und noch mal dahinter. Jedes Foto wird lautstark kommentiert. Bin gleich weg.
Die Strecke nach Meiringen wird anstrengend. Das habe ich schon auf der Karte gesehen. Es geht über dem Brietzer See entlang. Wieder Steigungen über 10 % oder waren es 65. Macht auch keinen Unterschied. Die Alternative wäre die flachere Landstraße. Aber die führt durch 3 Tunnel und mit Fahrrad darf ich da nicht durch.
Werde aber nach 15 km Anstrengung mit einem Blick auf den sehr hohen Giessbacher Wasserfall belohnt.
Ab Meiringen fahre ich ein Stück mit der Bahn und erspare mir so den Brünigpass und somit 450 Höhenmeter und Anstiege bis man hinten wieder über kippt.
Die Bahn fährt am Lungerer See entlang entlang bis Giswil. Habe einen netten Sitznachbarn. Er fährt zum Bogenschießen, richtig professionell und erklärt mir alles dazu was ich wissen muß.
Nach 20 km kommt der Alpnacher See. Hier findet eine Radfahrveranstaltung statt. Ich bin auf einmal mitten in Dutzenden von Mountainbikefahrern. Alle super ausgerüstet, totschick und sportlich gekleidet. Ich sehe nur Adidas und Nike.
Ich fahre an der Uferstraße noch um 2 Bögen und da ist er, der buchtenreiche und vielverästelte Vierwaldstätter See. 4 Kantone grenzen an ihn.
Ich war hier schon mal 1990, allerdings mit dem Auto, da hatte ich eine Zeitlang in Baden-Würtemberg, genau genommen, in Waldshut-Tiengen gelebt. Wie lange das her ist und was alles seit dem passiert ist.
Hier ist für heute Schluß. Morgen fahre ich noch durch Luzern.
Verluste des Tages: Der linke Bügel meiner Brille.

31. Tag, Chateau-d‘- Oex – Interlaken, über Spiez

Samstag, 24.05.14, 73 km Fahrrad, 17 km mit dem Zug

Hatte gestern abend noch eine interessante Begegnung. Mein Nachbar Caravannachbar auf dem Campingplatz lud mich noch zum Tee, auf der Terrasse, die zum Patz gehörte, ein. Er wohnt schon seit September hier. Ist gebürtiger Syrer, aber schon vor dem Krieg hier gelandet. Er war mit einer Schweizerin verheiratet oder ist? Ich verstehe nicht alles. Er spricht englisch, aber in einer ganz anderen Betonung. Trotzdem unterhalten wir uns noch sehr gut über den Islam, die Interessen der Mullahs (Er mag sie nicht.), die Motivation von Selbstmordattentätern etc.. Dann ist der Tee alle. Bin auch müde genug.

Morgens regnet es, fürchte schon das bleibt so. Aber pünktlich um 08:00 Uhr ist er ganze Spuk vorbei, die Sonne kommt wieder raus. Da gibt es kene Ausrede mehr zum Liegenbleiben. Auf kleinen Wegen geht die Tour weiter. Die Schweizer sind sehr rücksichtsvoll, wenn sie mir mit ihren Autos begegnen. Sie fahren weit an den Rand oder bleiben stehen, bis ich vorbei bin. Angenehm. Ich fahre bis Saanen und dann 17 km mit dem Zug, bis Zweisimmen. So umgehe ich eine Steigung von über 10 %. Das schaffe ich auch nicht mehr mit meinem Rad. Ich müsste schieben. Mehr Gänge geben die Zahnkränze einfach nicht her. Ist ja auch ein bisschen unfair so ein Anstieg von vielleicht 15 %.

Ich fahre nun durchs Simmental, im Berner Oberland. Durch das enge Tal weht mir aber ein kräftiger Wind entgegen und das bei der schmalen Strecke. Es ist zwar alles bis zum Rand voll mit Natur hier und wunderschön anzusehen, aber das Land ist auch aufgeteilt bis zum letzten Quadratzentimeter. Überall Bauernhöfe, mit Abstand zwar voneinander, aber die Wiesen dazwischen sind alle eingezäunt oder zumindest mit einem Weidezaun umspannt und überall steht schon eine Kuh. Ich kann mich garnicht an den Wegesrand setzen, weil ich dann einen gewischt kriege von dem 10000-Volt-Zaun.
Um 2 erreiche ich den 2. See auf meiner Tour, den Thuner See und den Ort Spiez. Fahre noch weiter bis nach Interlaken.
Interlaken ist ein überlaufender Touristenrummelplatz. Halb Peking und Tokio auch, sind hier. Der Rest kommt morgen.

30. Tag, Vevey – Chateau-d‘- Oex, über Chatel-St.-Denis, Bulle, Grandvillard, Montbovon

23.05.14, Freitag, 65 km

Es hat die ganze Nacht über nur so gegossen. Dachte schon das hört garnicht mehr auf. Aber am Morgen ist es zwar noch stürmisch, aber die Sonne lässt sich schon sehen. Wunderbar, dann kann es ja losgehen.
Ich fahre von Vevex mit der Zahnradbahn bis zum Mont Pelier und spare mir so 400 Höhenmeter. Ausserdem ist es ein Erlebnis sich in diesem Ding hoch über die Stadt und den Genfer See ziehen zu lassen. Allerdings muss ich dann, um Anschluss an die ursprüngliche Route zu bekommen, Steigungen überwinden bei denen ich schieben muss. So viel hat die Abkürzung dann wohl doch nicht gebracht.
Es geht auf kleinen Wegen dahin. Von einem Bauernhof zum nächsten. Dazwischen haufenweise Kühe, die mich manchmal verständnislos anglotzen, aber zum Gruss mit ihren Glocken bimmeln. (Wie die das aushalten, den ganzen Tag das Gebimmel?!)
Die Anstiege sind kurz, aber heftig. Ich versuche es mal auf der Landstraße, da sind die Steigungen moderater. Nach ein paar Kilometern gebe ich auf und fahre auf die Route zurück. Ist mir doch zu viel Verkehr, ausserdem eine etwas langweilige Strecke. Und ich werde belohnt, die Landschaft wird immer reizvoller. Kleine Dörfchen mit uralten Bauernhäusern, immer eine Kirche mit spitzem Turm, Berge, grüne Wiesen und Sonnenschein. Das reinste Heidiland, wie in dem Film.
Erwische einen kleinen Zeltplatz. Die Ausstattung ist überraschend nobel, sehr gepflegte Waschräume, sogar mit Fön versehen. Aufenthaltsräume und Trockenraum. Kostet aber auch mehr, als in Frankreich. Das ist hier überall so. Abends kommt jemand zum kassieren vorbei, 15,50 Franken. Aber nur, weil ich nicht ganz ehrlich bin mit der Antwort, ob ich Strom brauche. Sonst hätte es mehr gekostet, der Strom fließt aber trotzdem. ;^)
Über den Bergen ziehen dunkle Wolken auf. Ich muss mich beilen mit meinem Abendbrot. Heute gibt es Schweizer Rösti, aus der Pfanne. Hmm

29. Tag, Vevey – Montreux und zurück mit dem Zug

Donnerstag, 22.05.14, Stadtbummel

Ich beschließen am Morgen kurzfristig, heute doch noch nicht loszufahren. Das Wetter soll sich zum Mittag ändern. Gewitter sind angesagt. Außerdem ist Montreux sicher einen Besuch wert. Vielleicht bekomme ich ja dort einen Plan von meiner Veloroute 9. Den ich gestern, hier in Vevey, vergeblich gesucht habe. Ich fahre mit der Bahn.
Montreux ist eine schicke, mondäne Stadt. Manchmal stören diese mißglückten Neubauten ein wenig, die passen nicht so ganz ins Bild. Breite, gepflegte Uferpromenade. Ich schlendere entlang, trinke Kaffee … und wen treffe ich dort? Freddy Mercury, zumindest eine Statue von ihm. Er verbrachte hier seine letzten Lebensjahre. Auch sonst hat die Stadt viel mit Musik zu tun, zur Zeit läuft das alljährliche Jazzfestival. Im Juni ist ein Klassikfest. Der Eurovisionscontest fand hier wohl auch schon zweimal statt.
Ein halber Tag reicht, so groß ist die Stadt nicht. Es ist auch alles ganz schön teuer. Ich finde tatsächlich den einzigen Buchladen der Stadt und es gibt genau ein einziges Exemplar des Radtourführers Veloroute 9. Das ist doch Glück! Und ein richtiges Schnäppchen, 25 € für ein 30-seitige Broschüre, die auch nur in französische ist. Egal, ich brauche das Ding, schon weil ich das einzige Exemplar, gefunden zu haben scheine.
Ich kann nicht widerstehen und kaufe mir ein echtes Schweizer Taschenmesser. Die sind schon gut und offensichtlich auch preiswerter, als bei uns. Ich muss mich nur noch daran gewöhnen, dass ich wieder auf deutsch verstanden werde. Alle sprechen zwar französische, aber die meisten verstehen und sprechen auch deutsch. Ich verfalle manchmal noch in dieses englisch-mit-meinen-3-französischen-Vokabeln-Gebärdensprachen-Konglomerat. Ich breche mir fast die Zunge und alle sehen mich verständnislos an und antworten dann immer im ganz normalem Deutsch.

28. Tag, Genf – Vevey

Mittwoch, 21.05.14, 66 km

Gestern auf meinem Campingplatz war auch ein kleines Restaurant. Nichts Besonderes, war auch nicht so teuer, Spargelgericht 12 Euro. Aber abends ging es los, die reinste Automobilmesse auf dem kleinen Parkplatz, breiter, schneller, höher. Nichts unter 50 000 €. Und ich mit meiner Waschtasche, Jogginghose und auf Badelatschen musste da immer durch. Kam mir so arm vor. Haben die hier alle so viel Kohle oder muss man es hier nur zumindest so aussehen lassen? Kommt ein Krawumm-BMW mit 1 m Einstiegshöhe, hält vor der Schranke, die Gattin muss aussteigen und die Schranke hochwuchten, das war eine mit einem Gewicht aussen dran. Sie hat sichtbar Mühe, das zu schaffen. Der Gatte bleibt gelassen drin sitzen und hält das Lenkrad fest. Muss man ja bewachen so ein Lenkrad. Lenkraddiebstahl ist ja die zweithäufigste Straftat in der Schweiz, weiss man ja. Na ja.
Heute fahre ich den Genfer See entlang. Ich muss nach Vevey, kurz vor Montrieux. Hier startet meine Tour in die Berge. Es gibt mal keine nennenswerten Steigungen. Auch ein Radweg ist vorhanden. Rechts der See, darüber die dicken Awesen hinter dicken Mauern, linke Seite die Weinhänge. Die Alpen kommen immer näher. Oh, da will ich hoch?
In Lausanne mache ich Mittag und bin schon um 3 in Vevey. Schöner Platz, wieder direkt am See.
Ich fahre noch in die Stadt, zum Einkaufen.
Verluste des Tages: Meine Sonnenbrille, einfach zerbrochen, in der Mitte durch. Das teure italienische Designerstück. Auch nur Mist.

27. Tag, Espinasses – Genf

Dienstag, 20.05.14, 40 km mit dem Rad und 200 km mit dem Zug

In den letzten Tagen habe ich schon immer überlegt, ob ich noch durch die Schweiz fahren soll oder nicht. Aber wann komme ich schon mal wieder in diese Ecke der Welt. Moni ist zwar nicht ganz glücklich über diese Entscheidung, ermutigt mich dann aber, weil sie weiß, dass es mir noch am Herzen liegt quer durch die Schweiz zu fahren. Ist eben mein Schatz.
Siggi will nicht mehr. Er hat nach fast 4 Wochen erst einmal genug. Für ihn ist es ja leichter zu einem anderen Zeitpunkt die Schweiz zu bereisen. Von Ulm ist es ja nicht so weit nach Genf. Er fährt noch weiter mit dem Rad nach Grenoble und wird dort so in 3 Tagen eintreffen.
Ich nehme die In-Gap-haut-er-ab-Variante und fahre mit dem Rad 25 km bis Gap und will bis Genf fahren, um noch genügend Zeit für die Schweiz zu haben.
Wir verabschieden uns noch morgens auf dem Campingplatz voneinander. Wir sind gut miteinander ausgekommen, kein Streit, nichts. Wir hatten auch so dieselben Zeiten wann es losgehen sollte und wann es genug war. Wir umarmen uns, schütteln uns die Hände, reden noch von unseren Abenteuern. So trennen sich nun die beiden großen Helden. Neuen Abenteuern entgegen. ;^)
Aber als ich dann plötzlich ganz alleine zurückbleibe, allein im großen Frankreich, ist mir dann doch ein bißchen mulmig zumute.

Um 10:00 Uhr bin ich in Gap. Ich frage jemanden nach dem Bahnhof. Der spricht kein Englisch, spricht aber einen Rennradfahrer an und der begleitet mich doch tatsächlich bis zum Bahnhof. So sind sie die Franzosen, freundlich eben. Ich liebe dieses Land.
43 Euro kostet es nach Genf. Fahrräder kosten in Frankreich nichts. Um 17:00 Uhr werde ich in Genf sein.
Bahnhof kann aber auch Abenteuer sein. In Frankreich steht in keinem Fahrplan auf welchem Bahnsteig der Zug abfahren wird. Man sieht auf eine Anzeigetafel und so 15 – 20 Minuten vorher wird der Bahnsteig angezeigt. Zu Fuss ja ok. Aber mit einem Reiserad und viel Gepäck …. wird der Aufzug funktionieren, gibt es überhaupt einen und wenn nicht? Die Treppe? So bleibt man munter.
Ich fahre in Genf direkt stadtauswärts, Richtung Lausanne. Und siehe da, nach 12 km erreiche ich einen kleinen Zeltplatz, direkt am See. 16 Euro. Alles ein bißchen teurer in der Schweiz. Setze mich noch an den See und trinke ein Entspannungsbier.
Hier endet nun das große Abenteuer der (Süd-)Frankreichdurchquerung per Rad und ein neues beginnt: Die Schweiz. Ich werde meine Seite in der Schweiz erstmal nicht weiter aktualisieren können, da der Onlinespeicher rappel voll ist. Sobald ich zu Hause bin werde ich aber diese Route ergänzen. Also, werte Leseschaft, haltet mir die Treue und schaut Anfang Juni wieder rein, ab dem 07.!

26. Tag, Digne-les-Baines – Espinasses ( am See Serre-Pancon )

Montag, 19.05.14, 65 km plus 10 km zum Supermarkt

Die Nacht hat es geregnet. Auch während wir zusammenpacken, nieselt es hin und wieder. Nun gut, wir fahren los. Im Laufe des Tages bleibt es regnerisch.
Wir durchfahren das Voralpenland, am Horizont kommen die Gipfel der Alpen immer näher auf uns zu. Es gibt ab Beaujeu einen Anstieg, den es zu überqueren gilt. Es ist für Fahrradfahrer extra ausgeschildert, wie steil und wieviele Kilometer noch zum Gipfel zu bewältigen sind. 10 sollen es werden. Es geht, nur die letzten 2 Kilometer sind sehr heftig. Der nächste Gang wäre schieben gewesen, weiter kann ich nicht runterschalten, habe vorne nur 2 Zahnkränze. Puuh, 1200 Meter erreicht. Ich bin naßgeschwitzt und es ist kalt. Eine kurze Abfahrt, dann steigen wir gemächlicher auf 1350 m. Es wird immer kälter, aber mehr anziehen geht nicht, dann schwitzt man wieder. Und dann kommt sage und schreibe eine 30km lange Abfahrt. Wir durchqueren eine wunderschöne Schlucht, die als Touristenhighlight nirgendwo verzeichnet ist. Wahrscheinlich auch wegen der schlechten Strasse. Uns begegnen kaum Autos. Sind wir noch richtig? Es geht weiter bergab, wir frieren in diesem Fahrtwind, der Regen hat auch zugelegt. Wir schwören uns den ersten Zeltplatz im nächsten Ort zu nehmen. So kommt es dann auch. Der Rezeptionist ist sehr freundlich. Er zeigt uns seine Kirchbäume und wir dürfen uns bedienen. Wir tauen langsam wieder auf.
Allerdings müssen wir für den Einkauf des Abendbrots noch 5 km fahren.
Na ja, nehmen wir dann auch in Kauf, uns geht es ja wieder besser.
Bald sitzen wir vor unseren Zelten, haben Stuhl und Tischen, trinken ein Bier und und geht’s wieder gut. Vergessen sind die Strapazen.
An alle Supermarktbesitzer: Es ist nicht für jeden günstig eine 15’er Packung Taschentücher, eine 12’er Packung Toiletttenpapier oder einen Liter Spülmittel zu kaufen! Wie soll ich das transportieren? Ich lasse das meiste dann immer irgendwo auf dem Campingplatzlatz liegen. Verschwendung.

25. Tag, Castellane – Digne-les-Baines

Sonntag, 18.05.14, 55km

Ist das kalt. Gestern abend wurde es plötzlich sehr kalt und heute morgen ist es auch nicht besser, 6° Grad. Aber als die Sonne rauskommt, wird es schnell wärmer, dauert aber etwas. Kaffee muss her.
Wir wissen unserer Strecke geht wieder in die Berge, anders kommen wir hier nicht raus. Castellane liegt in einem Talkessel.
Wir schrauben uns über 8 km lang auf eine Höhe, von sage und schreibe, 1150 Metern. Ausgehend von ca. 630 m. Na, so richtig was zum Warmwerden ;^) . Hinter jeder Kurve erwartet man das Ende der Steigung, aber Pustekuchen. Die Straße zeigt nach oben und dadrüber ist doch nur noch Himmel!? Wie soll das weitergehen? Aber dann gibt es wieder einen Haken nach links und dort geht es zwischen zwei Bergkuppen doch weiter hinauf.
Na egal, wir haben es ja geschafft, sind stolz und wissen: Das Bier schmeckt abends gleich ein bißchen besser.
Hier oben ist es dafür wenigstens schön warm, die Sonne gibt sich Mühe.
Bei der langen Abfahrt allerdings, wäre ich fast erfroren. Der Fahrtwind kühlt einen dann ganz schön aus. Gut, dass ich in Berlin noch neue Bremsbeläge aufgezogen hatte. Die hatten den Berg runter gut zu tun.
Unser Weg schlängelt sich noch wundervoll das langgezogene Tal des Flusses Asse entlang. Unsere Strecke heißt Route Napoleon, der ist hier wohl 1813 mal durchmarschiert. Per Pferd natürlich, nicht zu Fuss oder gar mit dem Rad.
Dine-les-Baines ist eine etwas größere Stadt. Wir campen auf einem Platz an den Thermen, in einem der zahlreichen Seitentälern, umgeben von steilen Felswänden.
Erstmal Pause. Ein französischer Tandemradlermitseinerfrau bringt uns sogar 2 Stühle und erklärt uns zu seinen Sportskameraden.