Jährliche Archiv: 2014

29. Tag, Vevey – Montreux und zurück mit dem Zug

Donnerstag, 22.05.14, Stadtbummel

Ich beschließen am Morgen kurzfristig, heute doch noch nicht loszufahren. Das Wetter soll sich zum Mittag ändern. Gewitter sind angesagt. Außerdem ist Montreux sicher einen Besuch wert. Vielleicht bekomme ich ja dort einen Plan von meiner Veloroute 9. Den ich gestern, hier in Vevey, vergeblich gesucht habe. Ich fahre mit der Bahn.
Montreux ist eine schicke, mondäne Stadt. Manchmal stören diese mißglückten Neubauten ein wenig, die passen nicht so ganz ins Bild. Breite, gepflegte Uferpromenade. Ich schlendere entlang, trinke Kaffee … und wen treffe ich dort? Freddy Mercury, zumindest eine Statue von ihm. Er verbrachte hier seine letzten Lebensjahre. Auch sonst hat die Stadt viel mit Musik zu tun, zur Zeit läuft das alljährliche Jazzfestival. Im Juni ist ein Klassikfest. Der Eurovisionscontest fand hier wohl auch schon zweimal statt.
Ein halber Tag reicht, so groß ist die Stadt nicht. Es ist auch alles ganz schön teuer. Ich finde tatsächlich den einzigen Buchladen der Stadt und es gibt genau ein einziges Exemplar des Radtourführers Veloroute 9. Das ist doch Glück! Und ein richtiges Schnäppchen, 25 € für ein 30-seitige Broschüre, die auch nur in französische ist. Egal, ich brauche das Ding, schon weil ich das einzige Exemplar, gefunden zu haben scheine.
Ich kann nicht widerstehen und kaufe mir ein echtes Schweizer Taschenmesser. Die sind schon gut und offensichtlich auch preiswerter, als bei uns. Ich muss mich nur noch daran gewöhnen, dass ich wieder auf deutsch verstanden werde. Alle sprechen zwar französische, aber die meisten verstehen und sprechen auch deutsch. Ich verfalle manchmal noch in dieses englisch-mit-meinen-3-französischen-Vokabeln-Gebärdensprachen-Konglomerat. Ich breche mir fast die Zunge und alle sehen mich verständnislos an und antworten dann immer im ganz normalem Deutsch.

28. Tag, Genf – Vevey

Mittwoch, 21.05.14, 66 km

Gestern auf meinem Campingplatz war auch ein kleines Restaurant. Nichts Besonderes, war auch nicht so teuer, Spargelgericht 12 Euro. Aber abends ging es los, die reinste Automobilmesse auf dem kleinen Parkplatz, breiter, schneller, höher. Nichts unter 50 000 €. Und ich mit meiner Waschtasche, Jogginghose und auf Badelatschen musste da immer durch. Kam mir so arm vor. Haben die hier alle so viel Kohle oder muss man es hier nur zumindest so aussehen lassen? Kommt ein Krawumm-BMW mit 1 m Einstiegshöhe, hält vor der Schranke, die Gattin muss aussteigen und die Schranke hochwuchten, das war eine mit einem Gewicht aussen dran. Sie hat sichtbar Mühe, das zu schaffen. Der Gatte bleibt gelassen drin sitzen und hält das Lenkrad fest. Muss man ja bewachen so ein Lenkrad. Lenkraddiebstahl ist ja die zweithäufigste Straftat in der Schweiz, weiss man ja. Na ja.
Heute fahre ich den Genfer See entlang. Ich muss nach Vevey, kurz vor Montrieux. Hier startet meine Tour in die Berge. Es gibt mal keine nennenswerten Steigungen. Auch ein Radweg ist vorhanden. Rechts der See, darüber die dicken Awesen hinter dicken Mauern, linke Seite die Weinhänge. Die Alpen kommen immer näher. Oh, da will ich hoch?
In Lausanne mache ich Mittag und bin schon um 3 in Vevey. Schöner Platz, wieder direkt am See.
Ich fahre noch in die Stadt, zum Einkaufen.
Verluste des Tages: Meine Sonnenbrille, einfach zerbrochen, in der Mitte durch. Das teure italienische Designerstück. Auch nur Mist.

27. Tag, Espinasses – Genf

Dienstag, 20.05.14, 40 km mit dem Rad und 200 km mit dem Zug

In den letzten Tagen habe ich schon immer überlegt, ob ich noch durch die Schweiz fahren soll oder nicht. Aber wann komme ich schon mal wieder in diese Ecke der Welt. Moni ist zwar nicht ganz glücklich über diese Entscheidung, ermutigt mich dann aber, weil sie weiß, dass es mir noch am Herzen liegt quer durch die Schweiz zu fahren. Ist eben mein Schatz.
Siggi will nicht mehr. Er hat nach fast 4 Wochen erst einmal genug. Für ihn ist es ja leichter zu einem anderen Zeitpunkt die Schweiz zu bereisen. Von Ulm ist es ja nicht so weit nach Genf. Er fährt noch weiter mit dem Rad nach Grenoble und wird dort so in 3 Tagen eintreffen.
Ich nehme die In-Gap-haut-er-ab-Variante und fahre mit dem Rad 25 km bis Gap und will bis Genf fahren, um noch genügend Zeit für die Schweiz zu haben.
Wir verabschieden uns noch morgens auf dem Campingplatz voneinander. Wir sind gut miteinander ausgekommen, kein Streit, nichts. Wir hatten auch so dieselben Zeiten wann es losgehen sollte und wann es genug war. Wir umarmen uns, schütteln uns die Hände, reden noch von unseren Abenteuern. So trennen sich nun die beiden großen Helden. Neuen Abenteuern entgegen. ;^)
Aber als ich dann plötzlich ganz alleine zurückbleibe, allein im großen Frankreich, ist mir dann doch ein bißchen mulmig zumute.

Um 10:00 Uhr bin ich in Gap. Ich frage jemanden nach dem Bahnhof. Der spricht kein Englisch, spricht aber einen Rennradfahrer an und der begleitet mich doch tatsächlich bis zum Bahnhof. So sind sie die Franzosen, freundlich eben. Ich liebe dieses Land.
43 Euro kostet es nach Genf. Fahrräder kosten in Frankreich nichts. Um 17:00 Uhr werde ich in Genf sein.
Bahnhof kann aber auch Abenteuer sein. In Frankreich steht in keinem Fahrplan auf welchem Bahnsteig der Zug abfahren wird. Man sieht auf eine Anzeigetafel und so 15 – 20 Minuten vorher wird der Bahnsteig angezeigt. Zu Fuss ja ok. Aber mit einem Reiserad und viel Gepäck …. wird der Aufzug funktionieren, gibt es überhaupt einen und wenn nicht? Die Treppe? So bleibt man munter.
Ich fahre in Genf direkt stadtauswärts, Richtung Lausanne. Und siehe da, nach 12 km erreiche ich einen kleinen Zeltplatz, direkt am See. 16 Euro. Alles ein bißchen teurer in der Schweiz. Setze mich noch an den See und trinke ein Entspannungsbier.
Hier endet nun das große Abenteuer der (Süd-)Frankreichdurchquerung per Rad und ein neues beginnt: Die Schweiz. Ich werde meine Seite in der Schweiz erstmal nicht weiter aktualisieren können, da der Onlinespeicher rappel voll ist. Sobald ich zu Hause bin werde ich aber diese Route ergänzen. Also, werte Leseschaft, haltet mir die Treue und schaut Anfang Juni wieder rein, ab dem 07.!

26. Tag, Digne-les-Baines – Espinasses ( am See Serre-Pancon )

Montag, 19.05.14, 65 km plus 10 km zum Supermarkt

Die Nacht hat es geregnet. Auch während wir zusammenpacken, nieselt es hin und wieder. Nun gut, wir fahren los. Im Laufe des Tages bleibt es regnerisch.
Wir durchfahren das Voralpenland, am Horizont kommen die Gipfel der Alpen immer näher auf uns zu. Es gibt ab Beaujeu einen Anstieg, den es zu überqueren gilt. Es ist für Fahrradfahrer extra ausgeschildert, wie steil und wieviele Kilometer noch zum Gipfel zu bewältigen sind. 10 sollen es werden. Es geht, nur die letzten 2 Kilometer sind sehr heftig. Der nächste Gang wäre schieben gewesen, weiter kann ich nicht runterschalten, habe vorne nur 2 Zahnkränze. Puuh, 1200 Meter erreicht. Ich bin naßgeschwitzt und es ist kalt. Eine kurze Abfahrt, dann steigen wir gemächlicher auf 1350 m. Es wird immer kälter, aber mehr anziehen geht nicht, dann schwitzt man wieder. Und dann kommt sage und schreibe eine 30km lange Abfahrt. Wir durchqueren eine wunderschöne Schlucht, die als Touristenhighlight nirgendwo verzeichnet ist. Wahrscheinlich auch wegen der schlechten Strasse. Uns begegnen kaum Autos. Sind wir noch richtig? Es geht weiter bergab, wir frieren in diesem Fahrtwind, der Regen hat auch zugelegt. Wir schwören uns den ersten Zeltplatz im nächsten Ort zu nehmen. So kommt es dann auch. Der Rezeptionist ist sehr freundlich. Er zeigt uns seine Kirchbäume und wir dürfen uns bedienen. Wir tauen langsam wieder auf.
Allerdings müssen wir für den Einkauf des Abendbrots noch 5 km fahren.
Na ja, nehmen wir dann auch in Kauf, uns geht es ja wieder besser.
Bald sitzen wir vor unseren Zelten, haben Stuhl und Tischen, trinken ein Bier und und geht’s wieder gut. Vergessen sind die Strapazen.
An alle Supermarktbesitzer: Es ist nicht für jeden günstig eine 15’er Packung Taschentücher, eine 12’er Packung Toiletttenpapier oder einen Liter Spülmittel zu kaufen! Wie soll ich das transportieren? Ich lasse das meiste dann immer irgendwo auf dem Campingplatzlatz liegen. Verschwendung.

25. Tag, Castellane – Digne-les-Baines

Sonntag, 18.05.14, 55km

Ist das kalt. Gestern abend wurde es plötzlich sehr kalt und heute morgen ist es auch nicht besser, 6° Grad. Aber als die Sonne rauskommt, wird es schnell wärmer, dauert aber etwas. Kaffee muss her.
Wir wissen unserer Strecke geht wieder in die Berge, anders kommen wir hier nicht raus. Castellane liegt in einem Talkessel.
Wir schrauben uns über 8 km lang auf eine Höhe, von sage und schreibe, 1150 Metern. Ausgehend von ca. 630 m. Na, so richtig was zum Warmwerden ;^) . Hinter jeder Kurve erwartet man das Ende der Steigung, aber Pustekuchen. Die Straße zeigt nach oben und dadrüber ist doch nur noch Himmel!? Wie soll das weitergehen? Aber dann gibt es wieder einen Haken nach links und dort geht es zwischen zwei Bergkuppen doch weiter hinauf.
Na egal, wir haben es ja geschafft, sind stolz und wissen: Das Bier schmeckt abends gleich ein bißchen besser.
Hier oben ist es dafür wenigstens schön warm, die Sonne gibt sich Mühe.
Bei der langen Abfahrt allerdings, wäre ich fast erfroren. Der Fahrtwind kühlt einen dann ganz schön aus. Gut, dass ich in Berlin noch neue Bremsbeläge aufgezogen hatte. Die hatten den Berg runter gut zu tun.
Unser Weg schlängelt sich noch wundervoll das langgezogene Tal des Flusses Asse entlang. Unsere Strecke heißt Route Napoleon, der ist hier wohl 1813 mal durchmarschiert. Per Pferd natürlich, nicht zu Fuss oder gar mit dem Rad.
Dine-les-Baines ist eine etwas größere Stadt. Wir campen auf einem Platz an den Thermen, in einem der zahlreichen Seitentälern, umgeben von steilen Felswänden.
Erstmal Pause. Ein französischer Tandemradlermitseinerfrau bringt uns sogar 2 Stühle und erklärt uns zu seinen Sportskameraden.

24. Tag, Les Salles sur Verdon – Castellane

Samstag, 17.05.14, 54 km

Siggi traf dann gestern, lange nach Redaktionsschluss, doch noch ein. Der Weg, den er genommen hatte, war eigentlich nicht befahrbar. Er musste nach oben schieben und genauso nach unten, mit angezogenen Bremsen. Es war sehr steil, aber er ist, zum Glück, heil angekommen. Ein harter Hund, eben. Ich versorge ihn mit Bier. Das hilft immer.
Heute geht es in die Schlucht der Verdon. Unten der Fluss, oben wir. Das Touristenbüro empfiehlt uns die Nordroute, die sei nicht ganz so hoch. Ha! Nicht ganz so hoch?!
Noch 10 km fahren wir an diesem herrlichem, azurblauem See entlang. Dann beginnt die Steigung. Nach 5 km öffnet sich der Blick auf die Schlucht. Oh Gott, oh Gott …. Ist das hoch und geht das steil ab. Direkt rechts neben meinem Fahrrad geht es ins Bodenlose. Ich bin eigentlich nicht höhentauglich und bekomme sofort ein merkwürdiges Gefühl im Magen und weiche Knie. Fahrt‘ mal mit weichen Knien Fahrrad, eine Steigung hinauf. Ich halte mich in der Mitte der Straße, fast links und zwinge mich nicht zur Seite zu sehen. Wenn ein Auto von hinten kommt, halte ich an. 10 km geht das so, dann stehen rechts wieder Bäume und ich kann diesen Abgrund, zum Glück, nicht mehr sehen. Wie viele namenlose Tourenradler wohl schon da unten liegen?
15 km lang hält die Steigung an, dann schalte ich das erste Mal wieder einen Gang höher. Wir sind auf über 1000 Meter, Rekord! Spektakuläre Blicke auf die bieten sich noch weiterhin, während der Fahrt nach Castellane. Ist doch eine Nummer größer, als die Ardecheschlucht, auch der Fluß ist reißender. Bin doch froh wieder unten zu sein.

23. Tag, Manosque – Les Salles sur Verdon

Freitag, 16.05.14, 76 km

Oh, ich schlafe zu lange und gleich beim Aufstehen merke ich das war etwas zu viel von diesem wundervollen Wein. Wir trinken meistens den aus der jeweiligen Region in der wir gerade sind. Schmeckt auch immer toll und während man für ein Bier auch gerne mal Ratenzahlung vereinbart, so teuer wie das immer ist, ist der Wein echt preiswert. Kopfschmerzen habe ich nicht, aber ein bißchen schwach auf den Beinen. Na wird schon werden, selber schuld.
Wir fahren auf ruhigen Wegen in den Nationalpark Du Verdon. Hier gibt es auch so einen Canon, wie an der Ardeche. Den wollen wir uns morgen ansehen. Es geht gemütlich dahin.Die Weinhänge sind verschwunden, dafür gibt es riesige Lavendelfelder. Muss toll aussehen, wenn sie im Sommer alle in Blüte stehen. Dann ist die ganze Gegend lila eingefärbt. In der Ferne sind schon die Alpen zu sehen. Steigungen gibt es natürlich immer noch, aber sie sind eher lang und daher nicht so steil.
„Da hat’s ein paar Buckele“. Siggi ist Schwabe.
Wind ist nicht mehr vorhanden. Es ist warm, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern… so muss es im Tourenradlerparadies sein.
Gegen 2 Uhr erreichen wir den See Sainte-Croix. Das ist ein Anblick. Wir sehen von oben auf den See herab. Die Berge drumherum, diese Farbe, wir sind fasziniert.
Wir zelten heute direkt am See. Siggi wollte eine Abkürzung, direkt über den Berg nehmen. Mir war das zu steil und es sah auch eher nach Wanderweg aus. Ich fahre drumherum. Das ist zwar weiter, auch mit Steigung aber mir erscheint das doch sicherer. Ich bin jetzt 1,5 Stunden auf dem Zeltplatz und Siggi ist noch nicht da. Oh, oh.

22. Tag, Lourmarin – Manosque

Donnerstag, 15.05.14, 53 km

Heute geht es auf ruhigen Wegen dahin. Kaum Autoverkehr. Der Wind ist noch vorhanden, hat aber spürbar nachgelassen. Die Strecke ist nicht ganz leicht, einfach wellig, es geht immer wieder rauf und runter. Aber das kennen wir ja schon. Wir schaffen daher im Endeffekt auch nicht so viele Kilometer. Was soll’s.
Es geht vorbei an hübsch renovierten alten Bauernhäusern, wir durchfahren kleine Dörfchen, die alle in diesem provenzialischen Stil erhalten geblieben sind. Hier ist durch den letzten Krieg eben nicht so viel kaputt gegangen, wie bei uns. Die Häuser und Anwesen sind teilweise schon sehr alt. Es geht entspannt dahin. Hier kann man sie baumeln lassen, die Seele. Schön!
Wir erreichen den Campingplatz in Manosque schon gegen 16:00 Uhr. Sehen uns noch etwas in der Stadt um und ich kann’s nicht lassen und kaufe noch ein Magneterinnerungsbildchen zum Anpinnen an meinen Kühlschrank zu Hause.

21. Tag, Avignon – Lourmarin

Mittwoch, 14.05.14, 73 km

So weit wie der Mistral weht, so weit reicht die Provence. Sagt ein hiesiges Sprichwort. Und er weht der Mistral, dass es nur so rauscht. Er kommt zwar den größten Teil der Strecke auch mal von hinten oder der Seite, aber bei Böen mit fast Sturmstärke ist das auch nicht angenehm. Nun ist leider unser Radweg an der Rhone entlang gesperrt. Wir müssen auf die stark befahrene Landstraße ausweichen und das bei diesem Wind …… anstrengend und nervig. Gegen Mittag erreichen wir ruhigere Straßen, der Wind bleibt. Und am Nachmittag erreichen wir den Naturpark „Regional du Luberon“. Wir sehen wieder die sanften, bewaldeten Hügel, links und rechts unserer Route. Ein hübscher, gepflegter Campingplatz. Fast leer. Ein paar Schweizer, Niederländer natürlich und ein deutsches Rentnerehepaar hat sich auch hierher verirrt. Mehr gibt’s nicht. Man merkt, dass die 2 Wochen Ferien in Südfrankreich am Montag zu Ende gegangen sind.
Verluste des Tages: Mein elektrischer Rasierapparat hat keinen Saft mehr. Obwohl ich ihn selten benutzt habe und er zu Hause eigentlich wochenlang geladen ist? Ich werde verwahrlosen. Meine Drogerielesehilfe mit dem schicken Halsband, gekauft in Avignon. Vom Winde verweht…..

20. Tag Avignon

13.05., Dienstag, einige Kilometer zu Fuß

Avignon ist eine wundervolle, mittelalterliche Stadt. 5000 Jahre alt, UNESCO-Weltkulturerbe. Die ganze Stadt ist von einer dicken Mauer umfaßt und oben heraus guckt der Papstpalast. Im 14. Jahrhundert Hauptstadt des christlichen Abendlandes, 9 Päpste residierten hier. Also voller uralter Geschichte, wo man auch nur hintritt.
Wir besichtigen natürlich den Papstpalast. Siggi beeilt sich, er hat sich einen neuen Fotoapparat gekauft und will schnell auf den Zeltplatz zurück, um ihn aufzuladen. Der alte hat die Wasserung in der Ardecheschlucht nicht überstanden.
So schlendere ich alleine durch die Stadt. Staune dort und auch mal hier, esse Salat und trinke Kaffee. Es hat sich schon gelohnt in dieser Stadt einen Tag zu verbringen. Allerdings ist es auch ganz schön voll. Ich erkämpfe mir meinen Weg durch eine Gruppe uralter englischer Ladies mit schicken Hüten, die bei diesem Wind aber irgendwie unpraktisch sind. Deutsche Abiturklassen zum Kulturtrip verdonnert, würden sicher lieber Party machen. Eine Busladung chinesischer Touristen steht diskutierend vor einem Spender von Tüten für Hundekot. Sie betrachten irritiert das Hundesymbol auf dem Blechdeckel. Was die jetzt wohl so denken? Vielleicht halten sie das Ding ja für einen Automaten an dem man sich einen Hund zum Mittagessenziehen kann? In ihrem Land geht es ja mit Hunden anders zu, da isst man sie ja eher, als ihre Hinterlassenschaften zu sammeln. Wie auf Kommando haben alle plötzlich ein Brett vor dem Gesicht. Jetzt gucke ich irritiert. Aber es stellt sich schnell heraus, dass es sich um normale Tablet-PC’s handelt. Per Click wird der Fotosammlung jetzt auch ein Abbild des Hundekotsammeltütenspenders hinzugefügt. Die Fotoapparateindustrie ist wohl in China noch nicht so entwickelt, man nimmt eben diese Dinger.
Morgen geht es weiter. Richtung Osten, durch die Provence. Wir sehnen uns auch schon wieder nach ruhigeren Orten und Campingplätzen.