Hanoi, Tet in der Hauptstadt, 27. Januar und 28. Januar 2017

Zugfahren ist eine meiner weiteren Erfahrung in Vietnam. Auf alle Fälle nichts für Ruhesuchende eher wird Familienanschluß geboten.
Der Zug ist voll bis auf den letzten Platz. Das hat sicher auch mit dem nahenden Feiertag zu tun. Für Kinder wird von den Eltern, wohl aus Kostengründen, nicht immer ein Sitzplatz mitreserviert und so liegen sie bei den Eltern überm Schoß oder es wird zusätzlich einer dieser kleinen Plastikhocker in den Gang gestellt.
Um 5:30 Uhr fährt mein Zug und um 3 bin ich aufgestanden. Eigentlich wollte ich etwas schlafen…. Später vielleicht?
Die kleinen Kinder können natürlich nicht lange ruhig bleiben. Sie wollen aufstehen und spielen, quengeln rum, wenn sie nicht dürfen.
Die Eltern sind dabei laut zu telefonieren oder unterhalten sich schon mal über 2 Bankreihen hinweg.

Dann kommt die Bordversorgung. Wie im Flugzeug rumpeln hintereinandeer 3 Servicewagen durch den Gang, so bekomme ich wenigstens meinen Kaffee. Danach kommt der Wagen mit der Frühstückssuppe Pho und dann noch einer mit Früchten.
Jetzt Ruhe? Alle sind satt….?!
Nun kommt einer der den Müll einsammelt und hinterher noch einer der fegt. Man kümmert sich, ist ja auch gut so, Personal gibt es eh genug.
Nachdem die Frühversorgung erledigt ist, flammen die beiden Fernseher an der Decke auf. Geboten wird ein KungFu-Film, hinterher Vietnampop, wie immer in der landesüblichen Lautstärke.
Naja, sind wenigstens die Kinder beschäftigt.

Gegen Mittag wird es leerer und ich kann beide Sitze meiner Bank benutzen und auch etwas schlafen. An die ständigen Geräusche habe ich mich inzwischen auch schon gewöhnt.
Bis Ninh Binh bin ich auch der einzige Ausländer, zumindest in diesem Waggon. Die meisten fahren wohl mit dem Bus oder fliegen. Von meinem vietnamesischem Nachbarn werde ich auch daraufhin angesprochen, warum ich denn mit dem Zug unterwegs bin. Ich erkläre ihm, dass ich neugierig war und es einfach mal ausprobieren wollte und so schlimm nun auch nicht finde. Die Sitze sind bequem und der Service ist doch besser, als ich erwartet hatte.

Abends um 20:00 Uhr komme ich, nach 15stündiger Zugfahrt am Bahnhof an. Es ist nicht weit bis zu meinem Hotel. Kurz frisch gemacht und dann stürze ich mich ins Nachtleben. Es ist ja schließlich Silvester.
Mein Hotel liegt schön zentral in der Altstadt, so habe ich es nicht weit bis zum Hoan-Kiem-See, dem Herzen der Stadt.
Und hier ist Betrieb. Viele, viele Menschen tummeln sich um den See. Essen, trinken, fotografieren sich. Alle sind schick herausgeputzt, einige tragen die elegante Nationaltracht. Knaller gibt es hier nicht, dafür wirft man bunte Papierschnippsel in die Hauseingänge.
Alle warten auf Mitternacht….und dann passiert es, auf dieser hübschen, roten Bogenbrücke, die vom Ufer auf die einzige Insel im See führt, wird ein kleines Feuerwerk entzündet. Das war es dann auch. Die Menschenmenge löst sich wieder auf und ich kann endlich ins Bett.

Am nächsten Morgen, am Neujahrstag, sehe ich mir zuerst einmal die engen Gassen der Altstadt an. Sie sind alle nach den Handwerksstätten benannt, die in der jeweiligen Gasse, vorherrschend waren. So laufe ich durch Hang Bac – Silberstrasse, die Hang Chieu – Grasmattengasse und die Hang Ma – Papierwarengasse und noch einige mehr.
Aber das alte Flair ist wohl dahin. Jetzt gibt es hier schicke Restaurants, Cafes, Boutiquen und Souvenirläden.

Als Nächstes: Das französische Viertel. Im 19. Jahrhundert begannen die Franzosen hier ihre Villen zu bauen.
Gucke die Oper, übrigens auch von den Franzosen errichtet und heute das größte Theater Vietnams, gebaut im Jahre 1911. Flaniere schließlich über die Trang Tien, die ehemalige Flaniermeile der Stadt.
Heute ist dort ein riesiger Eisladen. Ich komme kaum durch, so ein Andrang heute. Das Wetter ist auch toll. Die Sonne lacht.
Der Park um den Hoan-Kiem-See hat ist wieder gut gefüllt. Alle wollen sich mit ihren Familien, am liebsten, vor diesen herrlichen Blumenkunstwerken oder dem See fotografieren lassen. Die anderen nehmen Rücksicht, daher stockt öfter mal die Menschenflut, weil vielleicht Familie Tranh gerade Aufstellung, vor dem Blumenhuhn genommen hat und alle zu höflich sind durchs Bild zu laufen.

Ich bin ja erst spät darauf gekommen. Aber warum stehen hier wohl so viele bunte Hühner, besser Hähne aus Blumen, Holz oder Metall zusammengeschraubt, herum?
Ja! Richtig! Das Jahr des Hahnes hat nun begonnen.

Kommentare (2)

  1. Kerstin Krüger

    15 Stunden auf dem kleinen Sitz im Zug?? Donnerwetter!
    Na dann wünsche ich ein „Frohes neues Jahr“.

    Liebe Grüße von Kerstin

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    1. joerg (Beitrag Autor)

      Oh! Hallo Kerstin!
      Na ich konnte ja ab Mittag beide Sitze in der Reihe nutzen.
      Da habe ich mich dann schon ein bißchen ausstrecken können.

      Viele Grüße an Alle
      im fernen Berlin!

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