Heute schlafe ich richtig aus. Aber länger als bis 9:00 Uhr schaffe ich auch nicht.
Es ist ein schöner Tag, die Sonne scheint, gestern war es ja etwas kühl. Das ist nun vergessen.
Durch das schöne Wetter in meinem Optimismus bestärkt, beschliesse ich, mir heute einen Motorroller auszuleihen.
Das geht hier echt problemlos. Ich zahle 4€ für das Motabike und 2,50 Sprit. Der Verleiher will nicht mal einen Ausweis oder Pass von mir. Wahrscheinlich, weil wir hier auf einer Insel sind und man sowieso nicht so leicht fliehen kann, schon garnicht mit einem Motorroller.
Kurze Einweisung und Probefahrt und ab geht es, seit 9:45 Uhr wird zurückgehupt.

Uih macht das Spaß! Viel Verkehr gibt es hier nicht. Ich fahre quer über die Insel, auf die Nordseite, zum Hafen Gia Luan. Zwischendurch Kaffeetrinken und Gegend gucken. Und wieder zurück zum Aussichtspunkt von Cat Ba-Stadt, der alten Geschützstellung Cannon Fort. Vor über hundert Jahren erbaut. Toller Ausblick vo hier oben. Ohne Moped wäre es ein ganz schön langer Fußmarsch gewesen.

Abends treffe ich noch die beiden Schweizer, die ich gestern beim Bootstrip kennengelernt hatte. Wir unterhalten uns über unsere Eindrücke vom Land und den bevorstehenden Trip nach Laos.

Heute am Freitag, 3. Februar, ist eine geführte Trekkingtour durch den Nationalpark im Inneren der Insel geplant. Es geht also durch den Dschungel. 620 verschiedene Pflanzenarten soll es hier eben, die Hälfte davon besitzt eine medizinische Wirkung. So wird erzählt. Auch viele Tierarten haben in diesem Schutzgebiet überlebt, aber auch nur, weil sie gelernt haben dem Menschen aus dem Wege zu gehen. Es gibt hier die letzten Goldkopflanguren, eine Affenart. Aber um die zusehen, muß man schon sehr viel Glück haben.
Die Landschaft ist sehr zerklüftet und der Weg wird immer steiler. Aus dem Trekking wird eher ein Klettern. Genauso steil geht es den Berg auch wieder hinab. Man muß schon sehr aufpassen, weil die Felsen auch sehr feucht sind. Bloß nicht ausrutschen.
Wir erreichen den Froschsee nach ca. 6 km. Nun ist aber gerade Trockenzeit, der See nicht gefüllt und die Frösche im Schlamm vergraben. Wir bekommen sie leider nicht zu Gesicht.
Weitere 3 Stunden klettern wir so auf einer Seite der Berge hinauf und auf der anderen wieder hinunter. Das ist echt anstrengend. Wir machen 2 Stunden Mittagspause in einem kleinen Dorf und sind alle ziemlich geschafft.
Wir das sind: 2 Australierer, 1 Südafrikaner (weiß), einmal Großbritannien und noch 2 junge Frauen aus Deutschland. Endlich kann ich mich mal wieder auf deutsch unterhalten. Und das tun wir dann auch zur Genüge.
Vom östlich gelegenem Hafen, Viet Hai, werden wir dann per Boot abgeholt und zurück in die Stadt verschifft.

Morgen geht es wieder weiter. Auf nach Sa Pa. Ich bin sehr gerne auch wieder unterwegs und freue mich dann, wenn es zum nächsten Ort geht.

Samstag, 4. Februar
Die Fahrt allerdings ist etwas anstrengend. Wir müssen mehrmals umsteigen.
Manchmal hat das allerdings auch seinen Reiz: Wir warten auf unseren Anschlußbus und sitzen in einem kleinen, familären Strassencafe. Ein älterer Herr setzt sich neben mich und beginnt vom Vietnamkrieg zu „erzählen“, mit Händen und wenigen englischen Worten erklärt er wie er seine Maschinenpistole, AK47 – das ist gut zu verstehen, russisches Modell, oft und stets nur zum Nachteil der Amerikaner eingesetzt hatte. Er zeigt mir seine Uniform und erklärt die Symbole auf seiner Mütze, aber leider nur in vietnamesisch. Anschließend lädt er mich ein, mit ihm Pfeife zu rauchen. Diese Pfeife ist ein einfaches langes Rohr aus Edelstahl, gibt es auch aus Bambus. Er zeigt mir eine dunkle Substanz aus einer Plastiktüte, die er in seine Pfeife streut und uns anschließend klarmacht wie glücklich ihn, alleine schon der Genuß eines Zuges macht. Ha! Na Tabak ist das nicht. Mehrmals muß ich dankend ablehnen, bekomme dann zum Trost aber einen vietnamesischen, grünen Tee. Nicht so bewußtseinserweiternd wie sein Zeug, aber auch lecker.

Nachts um 3:00 Uhr müssen wir aus dem Schlafbus raus. Stehen irgendwo im Nirgendwo, werden aber gleich wieder von einem Kleinbus eingesammelt. Nun geht es die Berge hinauf. Sa Pa liegt auf ca. 1200 Metern. Es ist eine wundervolle, sternenklare Nacht, man kann im Tal die Lichter der Dörfer erkennen. Es geht immer höher die Serpentinen hinauf, nur gut, dass ich den steilen Abgrund nicht so genau erkennen kann. Dafür ist es nun wiederum, doch zu dunkel.
Um 5:00 Uhr sind wir in Sa Pa. Es ist bitterkalt. Bestimmt deutlich unter 10 Grad.
Ich finde mein Hotel. Aber was hilft es, durch die Glastür kann ich dem Receptionisten beim Schlafen zusehen.
Ein paar Meter weiter gibt es tatsächlich ein Cafe, das schon geöffnet hat. Hier wärme ich mich erstmal auf. Später gebe ich meinen Rucksack im Hotel ab und gehe frühstücken in der Stadt. Um 11 kann ich aufs Zimmer und schlafe erstmal eine Runde. Puuh!

Übrigens. Geld habe ich nun, zum Glück, wieder bekommen am Automaten. Ab dem zweiten Februar erwachte das Land so langsam aus der Tet-Erstarrung. Die meisten Geschäfte haben nun auch wieder geöffnet. Aber die Verkehrsmittel sind noch sehr voll, weil alle Menschen nun wieder zurückströmen, meist an ihre Arbeitsplätze.