Ich warte in der Lobby meines Hotels in Sa Pa auf den Bus, der mich nach Dien Bien Puh bringen soll. Eigentlich sollte es um 11:00 Uhr losgehen, aber der zuvorkommende Hotelbesitzer erklärt mir, dass der Busfahrer ihn angerufen hätte und er einfach noch nicht genug Fahrgäste zusammen hat, dass sich die lange Fahrt lohnen würde. Um 12:00 Uhr soll es losgehen, daraus wird dann später 13:00 Uhr.
Gelassenheit! Enge Termine habe ich ja eh nicht.
Schließlich geht es los. Der Hotelmanager steigt mit mir in ein Taxi und wir fahren zum Busbahnhof. Er will sicher gehen, dass ich auch den richtigen Bus erwische.

Na Hallo!! Das Warten hat sich für den Busunternehmer aber gelohnt. Die ganze Kiste ist zu drei Vierteln mit Gepäck und Paketen gefüllt. Im restlichen Viertel sitzen ungefähr 15 Leute. Und ich muß auch noch mit. Es geht irgendwie. Ich sitze zwar etwas eingeklemmt zwischen den Gepäckstücken und Fahrgästen, aber es ist nicht unbequem. Wenn nur diese ständigen Kurven nicht wären. Angst vor Körperkontakten mit fremden, asiatischen Menschen darf man hier nicht haben.
Eigentlich eine wunderschöne Strecke. Wenn man nur mehr sehen könnte. Über Lao Cai und Muong Lay geht es schließlich durch das tiefe Tal des Song-Da-Flußes, teilweise unberührte Landschaft. Grüne, steile, dicht bewachsene Berghänge säumen links und rechts den Fluß.
Ich komme leider nicht zum Fotografieren. Angehalten wird nicht. Erst spät, da ist es schon dunkel.
Das Wunderbarste ist aber, dass es endlich wärmer wird. Nicht so schrecklich kalt, wie abends und morgens in Sa Pa. Das tut gut. Schön!
Englisch spricht hier keiner mehr. Ich unterhalte mich ein wenig mit Händen und Füßen mit zwei freundlichen, vietnamesischen Damen, die eine sitzt auf meinem Rucksack, die andere irgendwie über und hinter mir. Sie kichern ständig. Die Stimmung ist also gut.

Donnerstag, der 9.2.
Viel ist hier in Dien Bien Puh nicht los. Es gab bisher nur ein großartiges Ereignis in dieser Stadt und zwar die letzte und endgültige Schlacht gegen die französische Kolonialmacht. !953 war’s und natürlich siegreich für unsere kleinen Vietnamesen.
Die Franzosen hatten hier auf den Hügeln außerhalb des Ortes eine große Festung errichtet, um den Nachschub der Viet Minh zu stören. Sie wähnten sich sehr sicher und hielten sich für waffentechnisch weit überlegen.
Ha! Der erste Fehler war, dass sie dachten durch diesen Dschungel, die steilen Hänge hinauf werden die Viet Minh es niemals fertigbringen, in der Umgebung Geschütze in Stellung zu bringen.
Sie haben es trotzdem geschafft. Unter unsäglichen Mühen und mit hohem Aufwand zwar, aber was tut man nicht alles für die Freiheit.

Noch nicht genug damit: Bergleute aus der Umgebung hatten in wochenlanger harter Arbeit die französischen Stellungen untertunnelt, die Schächte mit Sprengstoff gefüllt und es passierte was passieren mußte: Mit einem riesigen Knall endete die hundertjährige Besatzung Vietnams durch die Franzosen. Hochmut kommt vor dem Fall, wie man so schön sagt.

Ich sehe mir heute die Überbleibsel dieser Schlacht an. Besichtige den riesigen Soldatenfriedhof, einen dieser Hügel, auf dem noch die Schützengräben zu sehen sind und das dazugehörige Museum.

Der Hauptgrund, warum ich hier in Dien Bien bin, ist aber, dass ich hier umsteigen muß in einen Bus, der mich über die Grenze nach Laos bringen soll.
Das ist jetzt also meine letzte Station in Vietnam.
Wichtigste Aufgabe heute: Geld ausgeben. Ich kann die vietnamesischen Dong nicht mehr zurücktauschen, also muß ich sie loswerden.
Ich kaufe mir eine schicke Sonnenbrille für weniger als 10 €, lasse mir die Schuhe putzen, da war noch der Lehm von den Reisfeldern Sa Pa’s dran, 0,90 €. Zum Friseur, ist auch mal fällig, 2,50 €. Decke mich mit Magen- und Darmmedikamenten ein. Sicher ist sicher. In Laos ist die Gesundheitsversorgung sehr vernachlässigt, ein armes Land eben. Wenn es Medikamente gibt, dann sind sie meist bis zur Wirkungslosigkeit gestreckt. Die Arzneien kosten mich 10 €.
Gehe noch schön essen. Englisch läuft hier nicht mehr, bin schon ziemlich abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Ich muß anhand der kleinen Bildchen auf der vietnamesischen Speisekarte bestellen und bekomme überraschend, Spaghetti Bolognese. Mal was anderes und schlägt mit 3 Euro zu Buche.
Ist einfach nicht so leicht, alles übrige Geld loszuwerden.