Tägliches Archiv: 1. Mai 2014

8. Tag Der Kanal

01. Mai 2014 42 km

Die Sonne lacht, aber der Wind will nicht nachlassen. Wir fahren ca. 10 km bis Agde, besuchen Touristeninfo und holen uns Material über den Canal du Midi. Dieser mündet hier ins Meer und soll sich sehr idyllisch durchs Land schlängeln. Das dürfen wir nicht verpassen. Nach 1-2 km stellen wir fest, dass die Strecke nur bedingt tourenradtauglich ist. Gestrichelte Linien auf Landkarten sollte man dann doch nicht befahren. Es ist nur ein schmaler Feldweg, übersät mit Wurzeln. Wir hoppeln voran und hoffen auf Besserung….und sie kommt! Eine asphaltierte Strecke, Gnade für den gepeinigten Hintern. Wir kommen jetzt besser voran, fahren an Beziers vorbei. Es ist wirklich eine wunderschöne Strecke. Am Ufer stehen Bäume links und rechts, wie in einer Allee. Viele Schleusen und Häfen, überall diese großen Hausboote. Schön. Im 17. Jahrhundert erbaut, damit ihr das auch mal wisst.

Wir kommen bis Columbiers. Ein hübscher Zeltplatz, nicht so voll, wie am Meer. Wir gehen essen im Ort, hier ist nicht so teuer.

Diese kleinen französischen Dörfchen haben so ihren Charme. Diese großen Holzfensterläden, Balkone mit reichlich verzierten Metallgittern, viele Blumen darauf und die vielen, kleinen verwinkelten Gassen und immer einen großen Platz in der Mitte des Ortes. Dort sind die meisten Cafes, davor stehen manchmal einfach nur bunt zusammengewürfelte Stühle. Die Leute sind immer freundlich.                                                                                             Dass der eine oder andere Fensterladen mal nicht so gerade hängt oder ein Balkongitter schon sehr rostig ist macht erst das richtige Flair aus. Das ist urtümlich und nicht gestellt.

Bei uns wäre das alles schon längst langweilig verordentlicht.

7. Tag An der Küste entlang

201405012153560030.04. Mittwoch. 72 km

Am Anfang war noch alles gut.Wir sind den Radweg direkt am Strand entlanggefahren. Auf einmal war der Weg gesperrt. Rekonstruktionsmaßnahmen. Ok, aber gleich vollkommen ersatzlos alles dicht zu machen. Es gab nur noch die Autobahn. Wir standen vor lauter Verbotsschildern. Hier halfen nur noch hartnäckige Verstöße gegen die französische StVO, sonst wären wir nicht weiter gekommen.Wir fahren weiter an einem Kanal entlang. Eigentlich eine Baustellenstrasse, egal.

Der Gegenwind ist brutal. Nach dem wie wir strampeln müßten wir 30 km/h fahren. Es sind laut Tacho aber nur 10 km/h. Das bedeutet, wenn wir aufhören zu treten, würden wir 20 km/h rückwärts fahren. Unglaublich!

Alles in Allem war der Weg heute nicht so schön. Nicht nur wegen des Windes. Wir sind viel auf der Strasse gefahren, der Autoverkehr war heftig. Alle sind unterwegs, morgen ist ja Feiertag.

Noch ein Wort zu dem schönen Ort Sete. Sete liegt an einem großen, großen Berg. Liebe Freunde, wir waren oben und zwar mit dem Fahrrad. Zum Schluss ging nur noch schieben. Der Anstieg war so steil, dass meine Schuhe schon abgerutscht sind. Boh eh! Eine Freude für jeden 5-Tonnen-Kingsize-MaximumPower-Landrover, den man ja in der Stadt üblicherweise braucht. Dann merkt der Wagen mal nach all den Jahren, dass es doch noch eine größere Herausforderung gibt,als das Kopfsteinpflaster vor der heimischen Eisdiele.

Belohnt wuren wir jedenfalls mit einem grandiosen Ausblick auf das Mittelmeer und  in die andere Richtung auf die Teichlandschaft in der sich sogar echte Flamingos tummeln.

Bergab war es natürlich genauso steil, die Bremsbeläge haben schon gerochen. Noch 10 km bis zum Campingplatz, nicht mehr viel Kraft, immer am Meer entlang, der Wind läßt nicht nach, wenn er von vorne kommt sind wir richtig. Geschafft. Die Küche bleibt heute kalt. Keine Lust mehr zum Kochen. Esse Baguette mit Gemüseaufstrich, dazu eingelegte Oliven aus der Region, lecker. Noch ein Bier…. Gute Nacht!

6. Tag

Dienstag, 29.04. 70 km

Oh, verdammt. Ich habe verschlafen. Ist schon halb neun. Jetzt aber schnell. Waschen, zusammenräumen, abbauen, nebenbei frühstücken. Alles in einer Stunde. Geschafft. Noch einen Kaffee an der Rezeption.

Wirbesichtigen Arles am Vormittag. Ein Trubel in der Stadt. Es sind 2 Wochen Osterferien in Südfrankreich, daher.

Wunderschöne Altstadt. Altes Theater und Colosseum. Beides aus der Römerzeit (Die waren auch úberall).

Es ist ein kurze Hosen-Sonnencremedickeinschmiertag, nur der starke Wind nervt etwas. Wir fahren auf ruhigen Wegen mit kaum Autoverkehr. Es gibt aber auf jeder größeren Straße immer Radspuren, rechts und links. Die sind hier schon etwas weiter, als wir in Deutschland. Ausschließliche Radwege sind uns bisher nur in den Städten begegnet. Siggi hat die Tour per Routenplaner mit der Option Tourenrad geplant und es haut hin. GPS ist eine tolle Erfindung.

Wir fahren durch die Camargue. Eine Flußniederung mit vielen Kanälen, Feuchtwiesen, Teichen, Seen und Sümpfen. Da Sümpfe, an steilen Felswänden gelegen, auslaufen würden, hat man sich hier für die flache Ebene entschieden. Zum Radfahren wunderbar, endlich mal keine Berge mehr. Wir sehen Stiere und die berühmten Camarguepferde. Letztere erschienen mir allerdings etwas borniert. Auf unsere freundlichen Zurufe reagieren sie abweisend.

Wir kommen bis kurz vor Montepellier und sind bereits am Mittelmeer.

Hier fallen wir nicht mehr so auf. Es sind so viele Besucher hier. Eine Tourischupse eben. Aber wir genießen das schöne Wetter und den Blick aufs blaue Meer.