Archiv des Autor: joerg

8. Tag, Bettingen – Wörth a. Main

Sonntag, 22.06.14, 62 km

Der erste Sommertag will auch als solcher verstanden werden. Es ist heiß, die Sonne knallt. Da hilft nur viel Fahrtwind. Moni gibt wieder Gas.
Wir fahren den ganzen Tag den gepflegten, schönen Radweg direkt am Main entlang. Alles ist wunderbar ausgeschildert. Das GPS benutze ich schon seit Tagen nicht mehr.
Wir erreichen Wertheim. Die Stadt ist voll mit Touristen. Die Flusskreuzfahrtschiffe halten auch hier.
1909 gab es hier ein verheerendes Hochwasser. Die ganze Gegend war ein einziger See. Seitdem ist viel passiert. Der Main ist eingedeicht, mit Staustufen versehen worden, Sperrwerke zum Schutz mancher Stadt wurden errichtet. Ganz brav fließt der Main nun dahin. Wahrscheinlich wartet er nur auf seine Chance, er hat Zeit, irgendwann ….. Wir wissen bei dem heutigen Klima gibt es keinen hundertprozentigen Schutz mehr vor großen Überflutungen und so manch anderen Wetterkapriolen.
Wir machen Pause in Miltenberg. Herrliche, alte Stadt. Der Fotoapparat glüht. Wir klingeln uns im Hafen noch durch Schiffsladungen amerikanischer Touristen, die uns aber freundlich Platz machen. Amerikaner stehen auch auf diese Fachwerkromantik. Gibt es ja bei ihnen zu Hause nicht.
Wörth ist unser Ziel, für heute. Alles wunderschön, direkt am Main, wir bezahlen trotzdem nur 12 Euro zu zweit. Toll.

7. Tag, Karlstadt – Bettingen ( nahe Wertheim )

Samstag, 21.06.14 Sommeranfang, 65 km

Wir leisten uns heute mal ein ausgiebiges Frühstück im Campingplatzcafe. Auch mal schön, so ganz ohne Arbeit und mit Zeitung.
Nach 15 km sind wir schon in Gemünden, die Dreiflüssestadt Frankens.
Hier münden Sinn, fränkische Saale und Wern in den Main. Wir sind immer noch im fränkischen Weinland, westlich liegt der Spessart.
Der nächste interessante Ort ist Lohr a. Main. Diese Stadt ist schon älter als 1200 Jahre. Schnucklige Fachwerkhäuser säumen die Fussgängerzone. Wir halten uns eine Weile hier auf und sehen uns auch das Schloss an. Ein ( geschäftstüchtiger? ) Apotheker, hier im Ort, hat 1986 herausgefunden, dass Schneewittchen hier gelebt hat. Es gab eine 2. Frau eines Amtsvorstehers, die sehr eitel war und als Geschenk von ihrem Mann einen kostbaren Spiegel erhielt. Sie wohnte mit Mann und Stieftochter im Schloss … konnte die Stieftochter nicht leiden … und wir wissen ja alle wie es weiter ging. Die 7 Zwerge waren kleinwüchsige Bergknappen ode Kinder, die damals auch in Bergwerken arbeiten mussten. Der Spiegel ist heute noch im Museum zu besichtigen und trägt eine geheimnisvolle Inschrift, wie mit der Sünde der Eitelkeit umzugehen ist. Na ja, wer’s glaubt. Den Tourismus hat es auf alle Fälle gefördert, die Stadt ist voll, auch viele, viele Fahrradfahrer.
Moni hat heute ihren Ach-ich-weiss-nicht-warum-schon-wieder-so-viele-Kilometer-Tag. Ich hatte den gestern. Man merkt es selber garnicht so, aber es erwischt jeden Tourenradfahrer irgendwann. Man hat nicht so richtig Lust, ist müde, was noch 30 Kilometer? NächstenTag geht es dann meist wieder. Passiert eben so alle 6 Wochen, oder so. 🙂
Wir machen heute auf gemütlich. Hier einen Kaffee und dort noch einen.
Um 17:00 Uhr sind wir auf dem Campingplatz. Heute spielt Deutschland gegen Ghana. Aber gleichzeitig gibt es Sonnenwendfeuer. Na mal sehen.

6. Tag, Ochsenfurt – Karlstadt

Freitag, 20.06.14, 54 km

Heute ist es mal bewölkt und kühler als gestern. Ein paar Tropfen Regen trippeln auch auf uns herunter. Aber es ist auszuhalten.
Erste Station: Sommerhausen. Einer der wenigen vollständig erhaltenen mittelalterlichen Städte Deutschlands. In den 50’er wurden hier eine Reihe von Heimatfilmen gedreht, u.a. auch mit Heinz Rühmann.
Weiter geht’s nach Würzburg. Hier nehmen wir uns etwas Zeit zum Stadtrundgang. Residenzschloß, Marienburg und Kirchen, Kirchen …..
Eine schöne alte Brücke überspannt hier den Main.

Moni hat sich übrigens ganz schön herausgemacht. Sie schießt hier den Radweg lang, dass es mir manchmal zu schnell wird. Der Blitz vom Maintal. Es macht ihr riesen Spaß. Ein schöner Urlaub für uns zwei.

Wir campen in Karlstadt wieder direkt am Main. 14 Euro, Duschen inclusive. Mit Zelt bekommt man immer einen Platz, wohingegen diese Wohnmobiltrutzburgen am Nachmittag bereits oft abgewiesen werden, weil die Plätze dann einfach voll sind. Das haben wir jetzt schon öfter erlebt. Da muss man dann wohl schon sehr früh da sein.
Wir schlendern abends noch durch die Altstadt. Heute gehen wir mal essen. Suchen noch die absolute lokale Spezialität.

5. Tag, Volkach – Ochsenfurt

Donnerstag, 19.06.14, 46 km

Wein, Weinberge, Sonne und der Fluß. So radeln wir dahin.
Heute ist Feiertag in Bayern, Fronleichnam und wir sehen tatsächlich eine Fronleichnamprozession. Kleine Mädchen laufen vorweg und streuen Rosenblätter, ein großes Kreuz wird hinterhergetragen, das halbe Dorf folgt. Der Ort hat sich herausgeputzt, überall stehen Blumen und Pflanzen auf der Straße. Die Leute tragen ihre Sonntagssachen, es ist sehr feierlich. Wir lauschen eine Zeitlang der Andacht und machen uns geläutert weiter auf unseren Weg.
Dettelbach ist wieder so ein hübscher Ort. Eigentlich soll hier ein Weinfest toben. Aber da die Menschen wohl noch alle in der Kirche sind, startet es erst richtig am Abend. Also weiter.
In Kitzingen spielt eine Marschkapelle vor dem Rathaus. Schicke Trachtenuniform. Der Schützenverein ballert dazu aus schmucken, alten Gewehren. Hoffentlich Platzpatronen?!
Jedenfalls hängt anschließend keiner tot vom Balkon.
In Ochsenfurt erreichen wir unser Tagesziel. Wir campen fast direkt am Main. Schnell das Zelt aufgebaut und wir sehen uns noch die Altstadt an, trinken Öchsner Schwarzbier und Frickenhäuser Kapellenberg.

4. Tag, Sand am Main – Volkach

Mittwoch, 18.06.14, 64 km

Die Sonne brennt schon früh um 08:00 Uhr sehr heftig. Es verspricht ein heißer Tag zu werden. Wir entscheiden uns für das luftige Ärmellose. Gute Wahl, wie sich noch an diesem herrlichen Sommertag zeigen wird.
Es geht über Zell a. Main nach Hassfurt. Hassfurt ist wieder eines dieser schnuckligen Fachwerkstädtchen.
Das kann man von Schweinfurt, das wir gegen Mittag erreichen, nun garnicht behaupten. Schweinfurt wurde, im Laufe seiner Geschichte, durch Kriege, zweimal heftig zerstört. Aber das war nichts dagegen was englische Fliegerbomben Ende des 2. Weltkrieges vollbrachten. Von der einst mittelalterlich geprägten Stadt blieb nichts mehr übrig. Alles musste nach dem Krieg neu aufgebaut werden, aber dann natürlich in dem damaligen modernerem Stil. Wir merken uns: Krieg ist schlecht für die aktuelle Gebäudesubstanz, und so manches andere auch.
Aber freundliche Leute gibt es auch hier. Eine läuft uns hinterher und ruft uns etwas zu. Sie will uns vor der Polizei warnen, die in den kleinen Gassen die Fahrradfahrer zur Kasse bittet, weil dort Radfahrverbot ist. Sie erspart uns eine satte Geldstrafe. Vielen Dank, noch einmal!
Weiter… Wir begegnen schon die ganze Zeit vielen Tourenradfahrern auf dem Mainradweg. Sie kommen uns entgegen, überholen uns, werden überholt. Man grüßt sich und bei Gelegenheit fragt man auch nach dem Woher und Wohin. Aber es sind natürlich nicht so harte Survivals wie wir, mit Zelt, Schlafsack und Campingkocher unterwegs. Wir treffen schon 2 – 3, aber die meisten machen Gasthofhopping. Sind aber trotzdem nette Leute, die wir so treffen, Fahrradfahrer eben. 🙂
Unser heutiges Ziel Volkach ist wieder eines von diesen verzaubernden alten Städtchen, jedenfalls was die Altstadt betrifft.
Wir kaufen fränkische Maultaschen für das Abendbrot und trinken auf dem Markt noch ein Viertel Weißen, denn wir haben Bierfranken verlassen und sind jetzt in Weinfranken.
Egal, nachher trinke ich trotzdem noch ein Rauchbier aus Bamberg.

3. Tag, Bad Staffelstein – Sand am Main

Dienstag, 17.06.14, 71 km

Bamberger Rauchbier, Vierzehnheiliger Nothilfebier und Mönchshofer Schwarzbier und Deutschland spielt 4:0 gegen Portugal …ein schöner Abend.
Und auch der nächste Morgen ist sehr schön. Die Vögel zwitschern uns wach und streiten sich um unsere Mülltüte Es dauert eine Weile bis sie herausfinden, dass sie doch nichts Verwertbares enthält.
Wir trinken Kaffee und schauen auf den See. Erstmal wach werden.

Wiesen, Felder und Seen. Der Weg ist herrlich, keine Steigungen und größtenteils abseits der Strasse. Immer wieder kreuzen wir den Main, der immer breiter wird und in Bamberg erwachsen geworden ist. Ab hier ist er schiffbar.
Wir kommen so gut voran, dass wir mittags schon in Bamberg sind. Wir haben also genügend Zeit, die Stadt zu besichtigen. Das wollten wir auch so, denn diese Stadt, mit dem Prädikat UNESCO Weltkulturerbe, hat es auch verdient, eingehender betrachtet zu werden. Viel Wasser, der Main-Donaukanal, der Main und die Pegnitz. Viele Brücken überspannen die Flüsse, das Rathaus steht auf einer kleinen Insel. Alles ist noch im Fachwerkstil erhalten geblieben oder wieder aufgebaut worden. Kaiser- und Bischofssitz gewesen. Im Jahre 1007 schon, wurde die große Kathedrale oberhalb der Stadt errichtet. Heinrich der 2. mit seiner Frau Kunigunde ist dort bestattet (Ein bisschen Geschichtskenntnisse müssen Radfahrer auch mal zum Besten geben. Nicht immer nur mit den Muskeln protzen. 🙂 )
Wir trinken Kaffee und schauen Touris. Dann geht es noch über den Markt. Obst und Gemüse aus der Gegend. Sieht sehr lecker aus. Schade, dass wir keinen Platz zum Mitnehmen haben.
Weiter geht’s. Noch 25 km bis zum Campingplatz.

Das muss auch noch erwähnt werden: Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Wenn wir nur mit fragendem Blick an einer Kreuzung oder einem Hinweisschild stehen bleiben, kommt schon jemand und fragt, ob er helfen kann. Erklärt uns den Weg und wo es weiter geht.
Toll! Wir fühlen uns wohl.

2. Tag, Stadtsteinach – Bad Staffelstein

Montag, 16.05.14, 70 km

Die Sonne scheint schon um 7:30 Uhr so heiß, dass es uns zu warm wird im Zelt. Wir stehen freiwillig auf. Es verspricht ein herrlicher Tag zu werden.
Wir wollen erst die 10 km fahren und dann in Kulmbach frühstücken. Nach dem Frühstück sehen wir uns Kulmbach an. Die Altstadt ist sehenswert, auch per Fahrrad gut zu besichtigen. Hübsche alte mittelalterliche Häuschen. Die Plassenburg, oben auf dem Berg, lassen wir aus. Wir haben ja noch genug Strecke vor uns. Wir trödeln etwas rum, gucken hier und gucken da. Um 11:00 Uhr machen wir uns dann endlich auf den Weg.
Es geht über Wiesen und Felder auf ebener Strecke bei herrlichem Sonnenschein. Wir erreichen den Zusammenfluß von Rotem und Weißem Main, hier beginnt der eigentliche Main. Der rote Main ist tatsächlich rot, das kommt von den Sedimenten, die er mit sich führt. Der weisse Main eher klar, nicht weiss. Aber man sieht deutlich den Unterschied.
Die Route bleibt heute eben, wenige Steigungen, ganz anders als gestern.

Wir sind im Bierland und erfahren unterwegs noch viel über Herstellung und Geschichte. 1000 v.Ch. wurde es erstmals von den Germanen gebraut. Allerdings waren die nicht die Ersten. 7000 Jahre vorher haben die Sumerer damit angefangen, die Ägypter ein paar tausend Jahre später und so nach und nach hatte fast jedes Volk damit zu tun, auch die Mayas waren mit dabei. Echt völkerverbindend dieses Bier, aber das wissen wir ja schon längst.
Wir besichtigen noch den herrlichen, von Fachwerkhäusern gesäumten Markt, in Burgkunstadt. Hier essen wir das leckerste Eis, wo gibt, und trinken Kaffee. Noch 20 km und wir zelten an der Ostsee. Ist kein Witz. Tatsächlich heißt dieser kleine See so.

Heute wird gekocht. Es gibt Nudeln mit Käse und ….natürlich etwas Knobloch. 🙂 Gegen die Mücken.
Wir trauen uns trotzdem noch zum PublicViewing, Deutschland gegen Portugal, steht aber keiner auf, dann stinken wir wohl doch nicht so schlimm.

1. Tag, Creußen – Stadtsteinach

Sonntag, 15.06.14, 64 km

Wieder unterwegs, diesmal auf dem Mainradweg, mal bei uns in Deutschland, im schönen Bayern und ebenso schönem hessischem Land.
Und in wunderschöner Begleitung, Moni ist dabei, endlich mal wieder gemeinsam unterwegs. Wir haben uns einen Flußradweg ausgesucht, da dort normalerweise nicht mit so vielen starken Steigungen zu rechnen ist ( Manchmal gibt es aber Ausnahmen. )
Gestern sind wir von Berlin nach Bayreuth mit dem Fernbus gefahren, noch ein paar Kilometer mit der Bahn und wir waren in Creußen. Creußen liegt ca. 7 Kilometer entfernt von der Quelle des Roten Main. Hier soll unsere Tour starten. Wir übernachteten standesgemäß in einem Gasthaus mit gehobener Ausstattung 🙂 , aber auch nur, weil es weit und breit keinen Campingplatz gab.
Nach einem gutem Frühstück wurde es aber auch gleich ernst. Dummerweise hat es die Natur so eingerichtet, dass Flussquellen immer in den Bergen installiert sind. Sonst wären es ja keine Quellen, weil das Wasser ja nicht weiterfliesen würde, klar. Der Anstieg ist, für den ersten Tag, schon heftig. Da waren wir noch nicht drauf vorbereitet. Es bleibt auch weiterhin hügelig. Flach wird es wohl erst ab Kulmbach.
Wir besuchen Bayreuth. Sehen uns den Hofgarten an, das neue Schloss, das Opernhaus, allerdings wird dort der Zuschauerraum gerade restauriert, man kann nicht alles sehen. Wir trinken Kaffee auf dem Markt, gegenüber einerdieser zahllosen Brunnen in der Stadt.
Der bayrische Himmel ist nicht immer weiß-blau, manchmal auch stahlgrau. Aber es bleibt zumindest trocken.
In Kulmbach sind es noch 12 Kilometer bis zum einzigen Zeltplatz weit und breit. Wir sind ziemlich erledigt von dem auf und ab und versuchen ein Zimmer zu bekommen. Nach einiger Telefoniererei kommen wir zu der Erkenntnis, dass alles unter 70 Euro bereits nicht mehr frei ist. Dann arbeiten wir uns doch lieber noch zu diesem Campingplatz durch. Waren dann nur 16 Euro. Wir investieren einen Teil des Ersparten in ein gutes Abendessen in der dortigen Gaststätte. Wir schwören uns aber, morgen endlich selber zu kochen.

36. Tag, Altstätten – Friedrichshafen, über St. Margrethen

Donnerstag, 29.05.14, 56 km, ca. 20 km mit der Bodenseefähre

Es gibt einen Unterschied zu den Frauen in Frankreich und denen in der Schweiz. Der heiratswillige Schweizer, auf dem Land hat er zwecks geringer Auswahl auch gar keine andere Wahl, kauft oft in Fernost. Es gibt daher auch sehr viele Asiatinnen hier im Lande (keine Asiaten). Aber im Katalog noch schlank und rank, wandeln auch sie sich, sobald sie hier sicher sind, zusehends. Hmmh, die leckeren Käsespätzle und die Grüßdi-nümmst-du-Schokoli. 🙂 Aber der Gatte hat das Geld. Ausgerüstet mit den letzten Highendprodukten der Sportindustrie, automatischem Routingfinder, infrarotgesteuerter Schuhgrößenanpassung, interdidaktischem Onlinecouching werden sie mit 2 Stöckern in der Hand zum Kalorienverbrennen ins Gelände geschickt. Wenn’s hilft. Es begegnen mir wirklich auffallend viele joggende, walkende, mountainbikende mandeläugige Frauen. Wie anders, sollte das sonst zu erklären sein? Man macht sich so seine Gedanken.

Heute geht es früh los. Es zieht mich wohl nach Hause. Sehne mich nach Moni.
Vor 9 bin ich schon weg. Nur 20 km in der Nähe des Rheins entlang, Wechsel nach Österreich und da ist er, der Vater aller Seen, der Bodensee. Ich fahre durchs Rheindelta. Der mündet hier in den Bodensee, um am anderen Ende wieder aufzutauchen. Weiter geht es am südlichen Ufer des Sees. Erreiche das Ende der Veloroute 9 durch die Schweiz, von West nach Ost, den Ort Rorschach. Fahre noch ca. 15 km weiter bis zur Fähre von Romanshorn nach Friedrichshafen im guten, alten Deutschland.
Wegen der ebenen Strecke habe ich kurz nach 12 bereits 55 km geschafft, nehme die Fähre um 12:36 Uhr und erreiche erstmals wieder deutschen Boden nach 45 Minuten Überfahrt. Ich war in meinem Heimatland das letzte Mal am 23. April. Die Zeit ist schnell vergangen.
Ich habe an meinem Fahrrad gewartet und gewartet, ehrlich, aber es kam keiner zum Kassieren. Was sollte ich machen? Ich hoffe die Fährgesellschaft wird mir verzeihen.
Der Campingplatz ist nicht weit weg vom Hafen. Ich möchte einen Tag hier in Friedrichshafen bleiben, zum Ausklang. Werde mir das Zeppelinmuseum ansehen und am Samstag mit dem Fernbus nach Hause fahren. Sehr bequem, ohne Umsteigen.

So nun endet auch meine Alpendurchquerung. Na ja, wollen wir ehrlich sein, eigentlich habe ich die Alpen ja nur tangiert. Die Hauptkämme sind etwas südlicher von meiner Route gewesen. Hat auch so gereicht. Die Steigungen sind kaum mit einem schweren Tourenrad hinzubekommen. Ausgeschildert ist die Route allerdings vorbildhaft. Man kann getrost ohne GPS durchs Heidiland kurven.
Zusammen mit Frankreich habe ich jetzt so ungefähr 2300 km per Rad zurückgelegt. Auweia, jetzt möchte ich mal ein paar Tage auf meiner Couch zu Hause verbringen.
Übrigens ist heute Vatertag. Ich bin Deutschland und kann mir wieder ein Bier in einem Restaurant leisten. Hurra!

35. Tag, Walenstadt – Altstätten, über Sargans

Mittwoch, 28.05.14, 71km

Ich treffe beim Geschirrspülen einen älteren Holländer. Er ist ganz aufgeregt, weil er hier morgen seine Enkelin besucht, die hier Arbeit gefunden hat an irgendeinem wissenschaftlichen Projekt. Hat mit Bergbau zu tun. Er ist über Konstanz angereist. Und erzählt gleich von seinen Erinnerungen. Er war dort schon vor 60 Jahren das erste Mal, zusammen mit seinem Vater. Sie hatten ein selbstgebautes Wohnmobil mit einer LKW-Karosse. Die deutschen Kinder haben Steine nach ihnen geworfen, weil sie so ein Teufelsding, Haus mit Auto, überhaupt nicht kannten. Ich werfe ein, dass es ja auch kurz nach dem Krieg war. Da waren andere Dinge wichtiger. Er erklärt mir, dass es unhöflich ist gegenüber Deutschen, vom letzten Krieg zu sprechen. Interessant?
Wir fachsimpeln noch wer das Caravaning erfunden hat. Er ist der Meinung die Engländer. Hmmh?!
Durchs das Tal der Seez geht es zügig voran. Ich werde von weiteren Berg- und Talfahrten verschont. Die dicken Wolken dort über den Berggipfeln machen mir etwas Sorgen, aber es bleibt zum Glück trocken.

Dieses Kuhgeglocke kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. Das geht ja ununterbrochen. Ich kann ja weiterfahren, aber wenn man genau neben so einer Weide wohnt und es gibt so viele davon. Und gucken tun die auch immer etwas starr. Ich versuche zu provozieren und rufe: „Riiiiindeeersuppe“. Keine Reaktion. Es wird weitergekaut.
Hinter Sargans erreiche ich ihn: Den Rhein. Auf dem Damm geht es weiter. Er wird mich ab nun bis zum Bodensee begleiten.
Ich werfe meinen Apfelgriepsch in den Fluss und versuche zu errechnen, wie lange der wohl bis zur Nordsee brauchen wird. Hmmh? Wer weiß.
Bei Sevelen verlasse ich das Land und reise ins Fürstentum Liechtenstein ein. Bin auch gleich in der Hauptstadt, Vaduz. Vorbei am Regierungssitz, die Fußgängerzone besucht, Magneterinnerungsshild gekauft, bin ich auch schon wieder raus aus dieser Stadt. Liechtenstein ist auch so ein putzi, schnucki, aufgeräumt Ländli. Kein Schmutz, kein Stück Papier auf der Straße, kein Graffiti, kein Grashalm über schreitet die Höhentoleranz.
Die Preise scheinen mir etwas günstiger zu sein, als in der teuren Schweiz. Kunststück es sind auch nur 8% Mehrwertsteuer. Ein paar Kilometer noch und dann geht es zurück in die Schweiz. Fahre auf meinen Campingplatz, reicht für heute.
Morgen geht es bis zum Bodensee.