Ich werde in Hue insgesamt 5 Tage bleiben. Eigentlich zu lange, aber es ging nicht anders, da vorher kein Ticket mehr für den Expresszug nach Hanoi frei war. Nur noch in der Holzklasse. Aber das wollte ich mir nicht antun, bei 15 Stunden Fahrt.
Also habe ich viel Zeit und tue das was ich am liebsten tue: mich treiben lassen, ohne Zeitplan, viele Kaffeepausen und dabei dem bunten Gewusel um mich herum zusehen.
Ich besuche den größten Markt der Stadt, den Dong Ba-Markt an der Nordseite des Flusses. Da ist ganz schön Betrieb. Man merkt, dass das große Fest bevorsteht. Wie bei uns vor Weihnachten in den Shoppingcentern.
Bummel weiter durch die Stadt, esse Mittag, lese in meinen Reiseführern. Muß mich ja auch langsam mal über Laos etwas schlaulesen.
Bis zu 2598 Metern sind die Truong Son-Berge hoch, durch die der Wolkenpass führt. Und so schafft es leider nicht jede Regenwolke, nach Süden weiterzuziehen. Sie bleiben meist an den Bergen hängen und regnen sich dann in Hue erstmal leer. Hue ist einer der regenreichsten Orte Vietnams. Es regnet nun schon den 2. Tag.
Man kann sich aber draußen bewegen. Noch ist es eher so ein Nieselregen. 19 Grad zeigt das Thermometer.

Ein wichtiger Brauch ist es, vor dem Tet-Fest, symbolisch Papiergeld zu verbrennen. Das sieht man immer wieder in der ganzen Stadt, überall diese kleinen Behälter aus denen es qualmt. Es ist kein richtiges Geld, sondern sind sauber zurecht geschnittene Papierrechtecke. Oft aus Seidenpapier. Dadurch kann man im nächsten Jahr dem Glück und regem Geldfluß nicht entgehen.

Auch in den nächsten Tagen, 25. und 26.1., geschieht nichts wirklich Aufregendes.
Gestern und vorgestern habe ich einiges an Souvenirs, Kaffee und Gewürzen, hier in Hue eingekauft, denn ich möchte alles in einem Paket nach Hause schicken. Mitschleppen geht ja schlecht.
Also packe ich alles in eine große Tasche und will mich auf dem Weg zum Postamt machen.
Allerdings regnet es in Strömen. Kaufe mir erst einmal so einen langen Regenumhang, den trägt man hier bei diesem Wetter. Darunter ist auch Platz für die Tasche.
Im Postamt erklärt man mir allerdings, daß ich mit meinem kühnen Plan zu optimistisch war. Es ist zwar heute noch geöffnet, aber ab morgen bis zum 2. Februar geschlossen. Tet eben. Ja gut, dann klappt’s ja noch….nee der Paketannahmeschalterbeamte ist schon länger in den Ferien. „Counter is closed.“
Na toll, heute ist der 25. die Party steigt erst am 28. und die legen hier schon die Füsse hoch.
Ich bin sauer.
Aber die hübsche vietnamesische Postfrau mit den langen schwarzen Haaren und den Knopfaugen, die mich nach meinem Anliegen gefragt hatte, erklärt mir alles, indem sie mir offen ins Gesicht sieht und das liebreizendsten Lächeln an den Tag legt das es jemals in einem Postgebäude gegeben hat. Dabei wiederholt sie auch noch mehrmals, wie leid ihr das alles tut und das eben Feiertage bevorstehen.
Wer kann denn da böse sein? Sie hätte mir auch erzählen können, dass ganz 2017 ein schlechtes Jahr zum Paketeversenden ist, ich hätte es auch widerspruchslos hingenommen.

……Also trotte ich wieder zurück mit meinem Zeugs. Laufe durch den Regen und denke:
Buddha sagt, alles Leiden der Menschen, neben den Veränderungen durch Geburt, Alter, Krankheit, Tod, kommt von unseren Wünschen. Vor allem von jenen Wünschen, die nicht erfüllt werden. Das zerstörerische Begehren. Frei zu sein von Begehren bedeutet das höchste Glück und das Ende des Leidens. Buddha empfiehlt daher dringenst, heitere Gelassenheit gegenüber den Wechselfällen des Lebens.
OK! Also wünsche ich mir NICHT, ich hätte nicht all diesen Krempel gekauft, mit dem ich jetzt nicht weiß wohin. Den ich jetzt noch in meinen soundso schon vollen Rucksack stopfen muß und auf unbestimmte Zeit mit mir rumtragen werde!!! Ich wünsche nichts weiter….SO! …………und plötzlich spüre ich mich der absoluten Erleuchtung schon viel näher. 😉

Donnerstag wollte ich eigentlich ins Ho-Chi-Minh Museum gehen. Aber wer hätte das geahnt? Es ist geschlossen.
Dafür durchwandere ich den wunderschönen Stadtgarten und stoße auf eine Bonsaiausstellung. Eintrit frei.

Ich gucke den Anglern am Fluß zu und bin dabei als ein großer Karpfen gefangen wird.

Und ich bin Zeuge wie ein kleiner Hund aus dem Wasser gerettet wird, der beim Spielen hineingefallen war. Dramatisch, hat der gejault. Es gab einen mittleren Menschenauflauf.
Ist ein bißchen schlecht zu sehen, aber es ist das schwarze Ding unten im Wasser, er versucht sich an der Uferbefestigung festzuhalten.

Nachdem ich den halben Tag durch die Stadt getobt bin, gehe ich in einen dieser zahlreichen Massage- und Beautysalons und lasse mir Fußsohlen und Beine durchkneten…..Boh!…Wundervoll!
Halbe Stunde für 4 €, ich glaub‘ es war sogar länger.

Ab morgen ist aber genug mit dem Rumgammeln (Na ja. Nicht für immer. 🙂 ). Früh halb sechs geht es weiter …… mit dem Zug nach Hanoi. Endlich mal Zugfahren.